In eigener Sache
In der Monatszeitschrift Deutschland Archiv vom Mai 2011 setzt sich Werner Liersch wiederholt mit der Militärvergangenheit Strittmatters und deren Verschweigen in seiner Literatur auseinander und auch ich werde dort zitiert: „Der Erwin-Strittmatter-Verein hat die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Schriftstellers für beendet erklärt … der Vorgang sei für den … Verein erledigt.“
Wahr ist, dass ich einem Zeitungsjournalisten am Telefon nach unserer Mitgliederversammlung im Juni 2010 auf seine Frage sagte, die Militärvergangenheit Strittmatters spielte in der Diskussion keine Rolle. Wir hielten es vielmehr mit Günther Drommer , der bei der Buchvorstellung „Der Krieg unserer Väter“ meinte, es würde noch vieles zu wissen geben, er wolle aber weiteren Einzelheiten nicht nachforschen, stattdessen immer wieder eines seiner Bücher zur Hand nehmen … Es gab also weder einen Vereinsbeschluss, noch wurde etwas zu den Akten gelegt.
Ich gab damit die Meinung der Mehrzahl unserer Mitglieder wieder, vor allem derjenigen, die sich in den vergangenen Jahren dazu geäußert hatten. Die danach in den Medien einseitig und falsch wiedergegebenen Zitate wurden deutschlandweit begierig aufgegriffen, obwohl die Arbeit unseres Vereins sonst von geringem Interesse zu sein scheint.
Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zum 100. Geburtstag des Dichters 2012 bezüglich einer Schirmherrschaft stoßen wir bei verantwortlichen Politikern auf Ablehnung, weil, wie u.a. gesagt wird, die Vergangenheit Strittmatters nicht geklärt ist. Auch Besucher im Laden machen uns darauf aufmerksam, dass sie bisher eine kritische Haltung des Vereins vermissen.
Den Rat, meine Position auf unserer Webseite darzustellen, greife ich hiermit auf:
Ja, es stimmt: Strittmatter war, wie er selbst sagte „kein Held nicht“ und machte sich zum „Handlanger“ in zwei Diktaturen.
Ja, es stimmt: Er hat seine von DDR-Oberen geschönte Biografie nach 1990 nicht korrigiert. In einem Interview Anfang der neunziger Jahre sagte, er bereue nichts.
Ja, er hat „seinen Krieg“ so dargestellt, wie wir es in „Der Wundertäter I“ und in „Grüner Juni“ gelesen haben. Aber kann ich einen Schriftsteller verpflichten , was er zu schreiben hat?
Ich möchte keine neue Debatte lostreten. Ich möchte aber auch nicht, dass wir als unkritischer, alles entschuldigender Verein gelten. Ich möchte meinen nach reiflicher Überlegung gewonnen Gedanken auf diesem Weg Ausdruck verleihen.
enate Brucke, Vorstandsvorsitzende