Beitrag aus der LR-Online vom 14. November von Frau Annett Igel

Wo Erwin Strittmatter zu Hause war Die Sorge um die Dichterin Eva Strittmatter und mehrere Ideen für eine Zusammenarbeit haben Manfred Schemel, den Vorsitzenden des Erwin-Strittmatter-Vereins Spremberg-Bohsdorf, nach Dollgow und Schulzhof

Der Heimatverein des Dorfes hat in diesem Jahr einen Erinnerungsort an das Dichter-Paar eingeweiht. Zeit, dass die „zwei Zuhause“ Erwin Strittmatters zusammenrücken.

„Ich habe zwei Zuhause“, schreibt Strittmatter in seinem Buch „Vor der Verwandlung“. „Eines hier in den Wäldern, wo die Menschen wohnen, die mir am liebsten auf Erden sind, und das andere Zuhause in der Heide, wo die Vorfahren, die mich zeugten, auf dem heidigen Friedhof liegen, als ob sie tief in die Erde hineinlauschten, das zweite Zuhause also, das einmal das erste war, dem ich mich entzog, und das sich mir entzog, in das ich mich aber wieder hineinschlich, als ich meine Erlebnisse von damals niederschrieb …“
Wenn Eva Strittmatter am 8. Februar 80 Jahre alt wird, wollen sie gemeinsam gratulieren kommen – der Heimatverein Dollgow und der Erwin-Strittmatter-Verein Spremberg-Bohsdorf. „Wir können Erwin Strittmatter nicht für uns vereinnahmen. Hier in Bohsdorf hätte er den ,Laden‘ gar nicht schreiben können“, sagt Manfred Schemel. Die Niederlausitzer haben seine Jugend mit all ihren Stätten und den „authentischen Schauplatz“ der berühmten Romantrilogie. Die Dollgower haben Schulzenhof, wo Strittmatter mit der Dichterin Eva die andere, reifere Hälfte seines Lebens verbracht hatte.

Während nach Bohsdorf jedes Jahr rund 6000 Literaturfreunde pilgern, hat der Heimatverein Dollgow seit 1994 das Grab auf dem Schulzenhofer Friedhof, drei Stelen zum Leben und Wirken der Strittmatters und Verständnis dafür, dass Eva in Schulzenhof in Ruhe leben und den Dichterort nicht vermarkten lassen möchte. Immerhin habe es Ideen bis zum „Pony Pedro“-Steak gegeben.
Auch die Niederlausitzer kennen die Gratwanderung. Und Manfred Schemel ist froh, dass das Verhältnis zu Eva Strittmatter inzwischen ein herzliches ist. „Sie schreibt uns regelmäßig und ist Ehrenmitglied in unserem Verein. Nur geht es ihr zurzeit nicht sehr gut. Wir haben aber ein wenig mit ihr sprechen können“, sagt Manfred Schemel. An seiner Seite hatte er in Dollgow auch Regina Stein von der Spremberger Touristinformation. Sie knüpfte gleich Kontakte zum Tourismusverband Ruppiner Land.Und ob Literaturfreund aus der Region oder aus der Ferne – Schemel will im kommenden Jahr wieder zu Lesungen und Vorträgen einladen. So würden der Schriftsteller Volker Braun und die polnische Studentin Monika Mol, die sich in ihrer Magisterarbeit mit Strittmatters Sprache beschäftigt hat, erwartet.
Auch der Germanist Professor Dieter Schlenstedt, bis zum Jahr 1997 Präsident des PEN-Zentrums (Ost), will kommen. Er hat sich in die Diskussion um Strittmatters Vergangenheit eingemischt und sich laut Schemel mit dem Begriff Schuld beschäftigt. „Und den 100. Geburtstag Erwin Strittmatters im Jahr 2012 müssen wir vorbereiten“, sagt Manfred Schemel und meint auch die Dollgower.