Anlässlich des 30. Todestages Erwin Strittmatters

Anlässlich des 30. Todestages Erwin Strittmatters finden sich Mitglieder des Vereins zusammen, an den bedeutenden Romancier, Autor und Dichter zu erinnern.
Im ersten Teil lesen Annett Igel, Michael Becker, Matthias Stark und Renate Brucke Texte von Eva und Erwin Strittmatter.
Anschließend zeigt Peter Moschall zusammen mit seiner Protagonistin Lara Kantor seinen 2017 uraufgeführten Kurzfilm “Mücke am Blatt”.

Ort:  Spremberger Kino, Am Markt 5
Zeit: Mittwoch, 31.01.2024, 18 Uhr
Freier Eintritt, um Spenden wird gebeten.

Gedanken zum 30.Todestag Erwin Strittmatters von Michael Becker
Wie er schrieb, so haben unsere Leute gelebt und gesprochen. Humor, Weisheit, Lebensschmerz und Witz, das waren waren wir. Es ist die Artverwandtschaft, das gleiche Holz, aus dem wir
geschnitzt sind, was uns verbunden hat, die Sprache der einfachen Leute hier, „schwarzbrotschwer“ und liebenswert.
Er hatte ein großes Talent, das frei war von kleinlichem Drang, Recht haben zu wollen, von jeder vordergründigen Zweckhaftigkeit überhaupt, ein Talent, das mit praller Lebendigkeit, feinster
Poesie Tiere, Luft, Wasser, Erde, Pflanzen, Menschen und Gedanken ungeheuer liebe- und humorvoll auf Papier brachte.
Erwin Strittmatter galt und gilt mit seinem eher poetischen als politischen Werk als Autor, der sich klar für Humanismus und gegen Krieg und Militarismus ausspricht. Deshalb muss es erhalten werden.

Gedanken an Esau von Matthias Stark
Zum 30. Todestag von Erwin Strittmatter
Nach einer kurzen Dämmerung,
Seine Lieder waren verklungen,
Der Wind trug weiter die Worte,
Eine Amsel hatte gesungen.
Keine Pferde grasen mehr,
Sein Platz am Tisch ist jetzt frei,
Der See schweigt nun im Regen,
Die Tage brechen entzwei.
Zwischen den leeren Boxen.
Geistert im Stall noch ein Duft
Im Hof ist‘s einsam geworden,
Wehmut liegt stumm in der Luft.
Doch er hatte es erkannt:
Das Leben duldet sie nicht,
Die Leere, die freie Stelle,
Ein auf ewig verloschenes Licht.
Andere werden nun da sein,
Und an einem anderen Ort
Auf Papier Zeugnis ablegen,
Im wieder zu schreibenden Wort.
Doch nach seiner Verwandlung
Kamen Steinewerfer zuhauf,
Saßen im Glashaus und ließen
Zorn und Hass freien Lauf.
Was aber bleibt von einem,
Der, trotz allem dann eben doch,
Die Herzen berühren konnte?
Einem, der es sich und noch
Mehr seinen Mitmenschen allen
einstmals machte sehr schwer?
Sein Werk ist von einiger Dauer,
Ein Zeitchen lang können wir sehr
Dankbar sein dem Aufschreiber
Unserer Zeit und des Lebens,
Nun unwiederbringlich vergangen,
Aber doch nicht vergebens.
Esau aus Bossdom lebt weiter,
Als Denkmal vor uns gestellt,
Die Wahrheiten lesend erkennen
Im Dorf als Spiegel der Welt.

www.stark-stolpen.de