Wandern Sie auf den Spuren von Erwin Strittmatter in Bohsdorf
Für interessierte Besucher ist in Bohsdorf ein 1,7 km ausgeschilderter Rundwanderweg gekennzeichnet auf dem noch weitere historische Stätten der Romantrilogie zu besichtigen sind. Eine Ortstafel gegenüber dem Laden zeigt Interessenten den Verlauf des Rundganges an.
Stationen auf dem Rundwanderweg sind „Der Laden“, „Sastupeits Grundstück“, die ehemalige „Alte Schule“, „Tinkos Neubauernhaus“, das „Ziegenberghaus“, der „Mühlberg“ (Standort der letzten Bockwindmühle bis 1945), Strittmatters Acker „Am Birkchen“, Gasthof „Zu den vier Linden“, Friseur „Schätzikan“, die „Alte Schmiede“, das „Umgebindehaus" (mit dem ältesten Giebel von 1819), das ehemalige „Gutsgebäude“ (Rittergut), Stellmacher „Schestawitscha“, Wohnung mit Frau „Nona“ ab 1946 in der Gartenstraße, Gärtnerei „Kollatzsch“, den Friedhof mit den Grabstätten der Großeltern und Eltern bis zum „Felixsee“.
An der Straße nach Hornow („Gulitzscha“) wurde 1993 eine neue Linde in den Stumpf des Stammes der ehemaligen von Strittmatter beschriebenen „Dicken Linde“ eingesetzt.
Ferner gibt es einen Rundwanderweg über 2,4 km um den Felixsee.
1 Der Laden___
Im Juni 1919 bezogen die Eltern von Erwin Strittmatter das Ladengrundstück mit angeschlossener Backstube in Bohsdorf (Bossdom). Der Einzug in das Grundstück ist auch Beginn der Strittmatterschen Trilogie "Der Laden". Bis 1934 wohnte er selbst noch, mit Unterbrechung zur Gymnasialzeit in Spremberg und der Bäckerlehre in Spremberg und Pretzsch / Elbe, auf dem elterlichen Grundstück.
Nach Tätigkeit und Wohnsitzen in Dinslaken, im Fränkischen und Thüringischen (Saalfeld, Schwarza) sowie als Kriegsteilnehmer 1942 - 1945 kehrte er nach vorübergehendem Aufenthalt in Saalfeld im November 1945 nach Bohsdorf zurück. Dieser Zeit beschreibt Strittmatter im 3. Band der Laden-Trilogie. Zum 1. Januar 1950 wurden der Laden an den Konsum übergeben. Ab 1954 wechselten die Nutzungen, so u.a. als Gemeindebüro, Schlafzimmer, Poststelle, Mehrzweckraum und nach Rekonstruktion ab 30. Januar 1999 als Gedenkstätte mit dem überwiegenden Teil der alten Einrichtung.
2 Sastupeits Müllerei und Bäckerei___
Handlungsort der ehemaligen Strittmatterschen Konkurrenz. Trotzdem fand er hier zwei Freunde in seinem Alter, die zu Haupthelden der Trilogie wurden - Gustav, dem der Vater Ernst die Mandoline auf den Hackklotz gelegt hatte und Alfredko, der doch so ungern in die Schule ging.
3 Die Alte Schule___
Von 1919 bis 1924 besuchte Erwin Strittmatter unter Lehrer Rumposch (Martin Düpsch) diese einklassige Grundschule im Ort. Erst 1921 kam Lehrer Heier (Franz Hever) als Schulamtsbewerber hinzu und empfahl Strittmatter den Besuch des Gymnasiums in Spremberg. Auch seine Geschwister Marga, Heinrich und Tinko besuchten noch diese Schule.
4 Tinkos Neubauernhaus___
Erwins Bruder Martin (Tinko) hatte sich um den Bau eines Neubauernhauses beworben und es wurde jedenfalls gebaut, so Erwin Strittmatter im 3.Teil der Trilogie. Später wurde es durch die Gemeinde mit einem Büro und einer Wohnung erweitert und teilprivatisiert, so wie sich das Gebäude heute darstellt.
5 Das Ziegenberghaus___
Eines der ältesten Gebäude des Ortes. Hier wohnten nach Umbauten um 1900 vier Bergmannsfamilien, die in der Roman-Trilogie Strittmatters eine wesentliche Rolle spielen. Hatte er doch hier seine Freunde und Bekannten Adolf Wittling, Hermann Petruschka, August und Auguste Petruschka u.a. öfter aufgesucht und unter dem alten Wildbirnenbaum an der Südseite des Grundstücks mit ihnen philosophiert.
6 Am Birkchen___
Lieblingsplatz von Erwin Strittmatter am elterlichen Acker, wo er nicht immer allein saß! Eigentlich zwei Doppelbirken, die den Acker der Eltern begrenzen. Daneben die Spierstrauch (Spira) -Hecke, deren Stecklinge er aus Thüringen mitgebracht hatte und die heute im Mai eine weiße Blütenwall zum Dorf hin bilden.
7 Ehemaliger Gasthof "Zu den vier Linden"___
Einst kulturelles Zentrum des Ortes unter den Besitzern Bubner, Fritz Lehmann (Fritzko Lehnigk) und Kurt Hanschke (Karle Hanschick). Hier fanden bis in die 70er Jahre alle großen Dorfveranstaltungen statt, so auch die von Erwin Strittmatter beschriebenen Maskenbälle, die Johannisfeste und natürlich die Vereinsfeste, so die des Radfahrervereins "Solidarität".
8 Ehemaliges Wohnhaus des alten Dorfschmiedes___
1819 erbaut, ist der noch erhaltene Giebel mit der Weihe-Inschrift der älteste Gebäudeteil des Ortes. "Wir bauen eine Feste und sind nur fremde Gäste-wo wir ewig werden sein, da bauen wir gar wenig ein"- so lautet die Inschrift, die vom damaligen Schmiedebesitzer gewünscht wurde. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das neue Wohnhaus nebenan gebaut und wurde zum Handlungsort der Trilogie über die alte Schmiedowa und ihre Nachfahren.
9 Ehemaliger Standort der alten Schmiede___
Hier stand bis Ende der 60er Jahre das alte Schmiedegebäude am Dorfteich. Doch schon zu Strittmatters Jugendzeit hatte es schon lange leer gestanden, da der alte Dorfschmied beim Beschlagen eines Pferdes tödlich verletzt wurde.
10 Das alte Gutshaus___
Handlungsort der Trilogie zur Zeit des Bestehen der sowjetischen Kommandantur, als Erwin Strittmatter für eine Nacht mit den Kellerräumen unliebsame Bekanntschaft machte, weil das Brot für die Kommandantur nicht rechtzeitig fertig geworden war und er fauler Fritz genannt wurde.
10a Stellmacher Schestwitscha___
Wohnort vom ehemaligen Stellmacher des Ortes, der Kaisertreue, der in der Romanfolge ebenfalls eine wesentliche Rolle spielt. Ihm waren seine Entwürfe immer etwas zu groß geraten, wie aus der Saurierzeit. Heute führt die Enkelin die Pension "Zur Eiche".
10b Sitz des Amtsvorstehers___
Im Spätherbst 1947 übernahm Erwin Strittmatter im Wohnhaus des Amtsvorstehers, auf Grund dessen Erkrankung, vorübergehend seine Geschäfte als Amtsvorsteher und Standesbeamter für die sieben umliegenden Gemeinden. Darüber gibt es entsprechende Zeugnisse. Doch das literarische Schreiben war ihm lieber und seine Frau Nona übernahm alsbald die Aufgabe.
11 Wohnung mit Frau Nona___
Wohnung mit Frau Nona von 1946 bis 1948 bei Hauswirt Kecke.
12 Gärtner Kollatzsch___
Der Gärtnermeister und zugleich Leiter der Dorfkapelle hatte im Ort schon seit Ende des 19. Jahrhunderts eine langjährige Tradition, die auch von Strittmatter in mehreren Passagen beschrieben wurde. Letztlich beging ein Sohn sein über 30jähriges Kapellmeister-Jubiläum im Ort.
12a Ehemaliger Gutsarbeiterkate___
Nur noch Fundamentreste sind von der alten Kate inmitten eines Gebüsches zu finden. Aber einige Geschichten hat Erwin Strittmatter von dieser Kate erzählt, so der Geschichte von den Fensterklirrern, der schwarzen Hanne und seinem Freund Franze Buderitzsch, der später für seinen Roman Ochsenkutscher die Leitfigur bilden wird.
12b Friseur Schätzikan___
Handlungsort der Trilogie, wo sich Erwin Strittmatter die ersten Barthaare abnehmen ließ, wo der Allroundmensch Barbier, Zahnzieher und Nachtwächter war, den Dorfziegenbock betreute, die Lebenden und die Toten mit demselben Messer rasierte und die 100jährige alte Babka ihr zu Hause hatte.
13 Friedhof___
Hier haben die meisten der handelnden Personen der Trilogie ihre letzte Ruhe gefunden, so die Großeltern und Eltern Erwin Strittmatters, Heinjak und seine Frau Gerda, Schulfreund Alfredko, Alter Metho, Mannweib Pauline und viele andere, deren Grabstellen schon eingeebnet sind, wie die von Stellmacher Schestawitscha, der alten Babka, oder der des Jungmüllers Otto.
14 Mühlberg___
Hier stand bis zum 17. April 1945 die Windmühle der Familie Sastupeit. Sie war einst eine der letzten Bockwindmühlen des Altkreises Spremberg. Strittmatters Freund Alfredko verhalf ihm dazu, auch in der Windmühle zu übernachten. Eine Sturmnacht, bei der mehrere Flügel beschädigt wurden, wird von Strittmatter ausführlich mit ihren Folgerungen beschrieben.