Berlin, 06.12.2011
Nr. 179
ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Landesbezirk Berlin-Brandenburg [www.bb-verdi.de]
P R E S S E I N F O R M A T I O N
„Reden statt totschweigen“ –
Verband deutscher Schriftsteller fordert Dialog zu Erwin Strittmatter
Der Lausitzer Rundschau war zu entnehmen, dass sich die Fraktion aus SPD, FDP und Pro Georgenberg/Slamen der Spremberger Stadtverordnetenversammlung gegen eine Ehrung zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Erwin Strittmatter im August des kommenden Jahres ausspricht. Als Grund wird seine ungeklärte Rolle in der NS-Zeit angegeben und dass er sich beiden Diktaturen des 20. Jahrhunderts freiwillig angedient habe – und deshalb einer Ehrung nicht würdig sei.
Die Landesverbände Berlin und Brandenburg des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) in der ver.di sind befremdet und verwundert, dass Spremberger Politiker sich so einer Auseinandersetzung mit Erwin Strittmatter und der deutschen Geschichte entziehen wollen. Denn anders kann ein solcher Entschluss wohl nicht verstanden werden. Für die Landesverbände des VS ist der literarische Wert seines Lebenswerkes unbestritten und kann auch durch eventuelles politisches oder menschliches Fehlverhalten nicht geschmälert werden. Die Fraktion erklärt sich mit ihrem Entschluss zu einer moralischen Instanz. Aber lässt sich auf dieser Basis noch weiter denken, noch weiter diskutieren, noch weiter schreiben?
Die VS-Landesverbände halten es für sinnvoll, den 100. Geburtstag von Erwin Strittmatter zu nutzen, um genau die Fragen zu diskutieren, die er uns mit seinem Werk und seinem Leben gestellt hat. Zum Beispiel: Welchen persönlichen Spielraum hat ein Mensch innerhalb eines Staates? Wie verändert sich dieser Spielraum in verschiedenen Staatssystemen? Was erwartet die Gesellschaft von ihren Autoren?
„Unserer Meinung nach ist das letzte Wort zum Leben Erwin Strittmatters und zu seinem Werk noch nicht gesprochen. Deshalb würden wir gern in einen vielstimmigen Dialog mit der Fraktion aus SPD, FDP und Pro Georgenberg/Slamen der Spremberger Stadtverordnetenversammlung und mit den Spremberger Bürgern treten. Wenn wir es schaffen würden, einander zuzuhören, wäre schon einiges gewonnen“, sagte die Vorsitzende des VS-Landesverbandes Brandenburg, Carmen Winter.
Herausgeber:
ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Pressestelle des Landesbezirks Berlin-Brandenburg Andreas Splanemann – Pressesprecher