In der Lausitzer Rundschau vom 23. Juni kann man folgendes über die Mitgliederversammlung vom 20. Juni lesen: Erwin-Strittmatter-Verein hat ein schwieriges Jahr geschafft.
Bohsdorf Gestärkt ist der Erwin-Strittmatter-Verein aus der Debatte um die Militärvergangenheit Strittmatters herausgegangen. Zu diesem Fazit kommt der Vereinsvorsitzende Manfred Schemel in Bohsdorf. Über 40 der 142 Vereinsmitglieder haben sich in der Begegnungsstätte „Unter Eechen“ getroffen – um Ideen zu entwickeln, den Vorstand zu wählen und mit Carmen-Maja Antoni, der Darstellerin der Anderthalbmetergroßmutter in der „Laden“-Verfilmung, ausgiebig zu schwatzen.
„Erwin Strittmatter war kein Nazi und kein Mitglied der SS, und bisher gibt es auch keinen Hinweis auf Taten“, sagt Manfred Schemel. Es sei ein nicht einfaches Jahr für den Verein gewesen. „Wir waren plötzlich gefordert, haben uns nicht mehr nur mit dem regionalen Erbe beschäftigt, wir wurden bundesweit erwähnt“, so Schemel weiter. Hilfreich sei in diesen Monaten gewesen, mal wieder in Strittmatters Werk zu schauen. „Als ehemalige DDR-Bürger sind wir es gewohnt, zwischen den Zeilen zu lesen“, sagt Schemel. Gut tut es den Vereinsmitgliedern, Beistand und Lob für das in der Bohsdorfer Gedenkstätte Erreichte aus der gesamten Bundesrepublik, aus Polen, den Niederlanden und Italien zu hören. „Es ist toll, wenn Literaturklubs zu uns kommen und Strittmatter so genau gelesen haben, dass sie sich hier in Bohsdorf zurechtfinden“, sagt Manfred Schemel.
Was die Vereinsmitglieder wurmt, ist, dass der brandenburgische Literaturpreis für Umwelt seinen ursprünglichen Namen Erwin-Strittmatter-Literaturpreis noch nicht zurückbekommen hat. Volker Braun, der im Jahr 1998 den seit 1994 verliehenen Preis überreicht bekam, wird zu einer Lesung erwartet. „Unbedingt“, habe Braun geantwortet, als Schemel ihn am Telefon fragte, ob er ihn als Strittmatter-Preisträger vorstellen dürfe.
Sorgen muss sich weiterhin um den Gesundheitszustand von Eva Strittmatter gemacht werden. Sie ist seit dem Vorjahr Ehrenmitglied des Vereins und hat zugestimmt, dass in Bohsdorf die Unterschrift ihres Mannes als Stempel verwendet werden darf. Der Heimatverein Dollgow, zu dessen Bereich Strittmatters zweite Heimat Schulzenhof gehört und mit dem der Bohsdorfer Verein den Kontakt hält, habe am 13. Juni einen Strittmatter-Gedenkort einweihen können. Er sei dem Dichter-Paar gewidmet.
Durchgängig positiv wird aufgenommen, dass dem mongolischen Schamanen und deutschsprachigen Schriftsteller Galsan Tschinag die zweite Ehrenmitgliedschaft im Strittmatter-Verein angetragen wird. Unter anderem, weil er „wie Strittmatter schreibt“ und er ihn treffend als „Menschenberg Erwin Strittmatter“ bezeichnet. „Tschinag hat uns eine ,Pony Pedro‘-Ausgabe auf mongolisch und eine Lesung versprochen“, sagt Schemel.
Richtig gemütlich wird es mit Carmen-Maja Antoni auf dem Strittmatter’schen Hof unter Taubenhaus, Baum und Sonnenschirmen. Die Schauspielerin des Berliner Ensembles hatte in der „Laden“-Verfilmung von Jo Baier die Großmutter gespielt. „Ich kann Ihnen zwar auch etwas vorlesen, aber wenn ich das erste Mal komme, spreche ich lieber erst einmal mit den Menschen“, sagt sie und bietet damit gleich am Anfang einer wunderbaren Gesprächsrunde an, ein zweites Mal zu kommen. Ihr gefällt das Original der Filmkulisse sehr. „Ich würde mich sofort zurechtfinden“, so die Berlinerin.
Nach viel Kuchen kann die Filmvorführung beginnen.
Von Annett Igel