War es die besondere Nähe von Irmtraud Gutschke zu Eva Strittmatter oder weil die Journalistin und Autorin eine einfühlsame, sehr freundliche Frau ist?
Sie und die in der Mehrzahl weiblichen Zuhörer im Publikum im Spremberger Schloss sangen an diesem vorfrühlingshaften Samstag ein Loblied auf die liebliche Gefährtin Erwin Strittmatters.
Dr. Gutschke beginnt ihre Ausführungen mit ihrem engen Kontakt zu Hermann Kant (Interviewbuch „Die Sache und die Sachen“), der sie auch ermutigte, mit der Lyrikerin zu sprechen. In diesem 2008 erschienenen Interviewbuch „Leib und Leben“ öffnete sich Eva und offenbarte ihr Dinge, die sie nicht für jedermann aufschreiben wollte. Die jahrelange Freundschaft Hermann Kants zu den Strittmatters, fügt sie hinzu, erfährt nach dem Erscheinen der Tagebücher „Die Lage in den Lüften“ 1990 eine gewisse Funkstille.
Frau Gutschke hatte sich bei der Vorabsprache zur Mitgliederversammlung angeboten, den kürzlich herausgegeben Band Ehebriefe (1952 – 1958) „Du bist mein zweites Ich“ vorzustellen. Zu Recht lobt sie den exzellenten Sprachstil beider, die sich zu Anfang ihrer Beziehung mehrfach in der Woche schrieben. „Das was ich eigentlich suche: Wärme, die alle Spannungen zu lösen weiß“, schreibt die 22-jährige Eva Wernitz an den 17 Jahre älteren Erwin Strittmatter nach Spremberg. Beide sind zu dieser Zeit noch in wenig glücklichen Ehe-Beziehungen – Eva hatte zwei Jahre zuvor überstürzt eine Ehe geschlossen, um den Namen Eva Braun abzulegen. Hingerissen wohl auch von dem verführerischen Charme Strittmatters, gesteht sie ihm kurze Zeit später: „Ich will lieber nicht schreiben, ich will dich lieber lieb haben …“ Nun, wir Leser der Strittmatter-Tagebücher, von „Mai in Piestany“, „Leib und Leben“ wissen, wie es weiterging!
Ob es in Zukunft noch veröffentlichte Briefwechsel geben wird, schlossen die fast siebzig Besucher aus.
Renate Brucke