Ole Bienkopp wird 50 Jahre
Strittmatter-Verein diskutiert in Bohsdorf über das Werk
BOHSDORF. Der Erwin-Strittmatter-Klassiker „Ole Bienkopp“ hat im Mittelpunkt des letzten Literaturcafés des Strittmatter-Vereins gestanden. In dem weit über 400 Seiten starken Buch verarbeitet der aus Spremberg und Bohsdorf stammende Schriftsteller seine Erfahrungen und Eindrücke zur Kollektivierung in der Landwirtschaft der DDR in den 1950er- und zu Beginn der 1960er- Jahre.
Erwin Strittmatter war selbst Mitglied in der damals gegründeten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) „Frohe Zukunft“. Er gilt einerseits als Verfechter der Kollektivierung, andererseits auch als ihr scharfer Kritiker. Einige Passagen aus „Ole Bienkopp“ musste Strittmatter auf Druck des Verlages umschreiben, bevor das Werk im Jahr 1963 veröffentlicht wurde. Später wurde der Autor dafür mit dem DDR-Nationalpreis dritter Klasse geehrt..
Nach Angaben von Renate Brucke, der Vorsitzenden des Erwin-Strittmatter-Vereins, waren zum Roman fast 100 Rezensionen erschienen, weit mehr als sonst üblich. So wurde das Buch teilweise sehr kritisch betrachtet, unter anderem als „Bauernroman ohne Bauern“ tituliert, andererseits gab es euphorische Reaktionen. Noch heute gehört „Ole Bienkopp“ zu den meistgelesenen Werken Erwin Strittmatters. Zahlreiche Vereinsmitglieder haben es bereits mehrfach regelrecht studiert und stoßen doch immer wieder auf bis dato unbekannte Aspekte. Beispielsweise Wolfgang Burchhardt, von 1961 bis 1991 der Bohsdorfer „Dorf-Tierarzt“, wie er sich selbst bezeichnet: Jetzt lerne ich zu verstehen, wie falsch die Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft eigentlich war“.
Auch Peter Stempien, Vereinsmitglied aus Eisenhüttenstadt, hat die LPG-Zeit noch gut in Erinnerung: „Klar war der Zwang Unrecht. Aber die meisten Bauern wollten zehn Jahre später keineswegs mehr ihre alten Klitschen zurück. Sie hatten geregelte Arbeitszeiten, konnten Urlaub nehmen und hatten ein festes Einkommen“, resümiert der frühere Sekretär der Freien Deutschen Jugend (FDJ).
Für den Spremberger Altbürgermeister Egon Wochatz, der sich im Rahmen einer Lehrerfortbildung Ende der 1960er-Jahre intensiv mit „Ole Bienkopp“ auseinandergesetzt hatte, handelt es sich sogar um das „interessanteste Werk der deutschen Nationalliteratur Ost“. Warum? „Weil der Held des Buches nicht durch den Klassenfeind fällt, sondern durch die Parteisekretärin“.
Torsten Richter