Schülerrezensionen

Einige Schülerrezensionen einer 10. Klasse (Deutschlehrerin Ingrid Michel) des Erwin-Strittmatter-Gymnasiums zu “Mücke am Blatt” von Peter Moschall.

Das Leben ist voller Widersprüche   [Lucy Jeinsch, Klasse 10L]

„Glücklich bin ich, wenn ich die schönen Augenblicke meines Lebens erkenne, solange ich noch drinnen stecke.“ Das Zitat und viele weitere Weisheiten sind in dem Kurzfilm „Die Mücke am Blatt“ seit dem 10. August 2017 auf YouTube zu hören und zu sehen. Der Drehbuch-Autor Peter Moschall, ein ehemaliger ZDF-Kameramann und gebürtiger Spremberger, thematisiert in 25 Minuten einen Dialog zwischen einer Enkelin und ihrem Großvater über das Leben.
In dem Film wirkt die Protagonistin, gespielt von Lara Kantor, bedrückt und verzweifelt. Sie hat Liebeskummer und zugleich Leistungsdruck in der Schule. Der Großvater versucht dem Mädchen in einem Gespräch deutlich zu machen, dass sie ihren ganz eigenen Weg finden und ausprobieren, ihre Neigungen erkennen und dabei der Gesellschaft nützen muss.
Gesprochen wird der Großvater von Hellmuth Henneberg, der in dem Film aus den Werken des „Schulzenhofer Kramkalender“ und den „Selbstermunterungen“ von Erwin Strittmatter die Antworten auf die Fragen der Enkelin zitiert. Eine Besonderheit des Kurzfilmes ist, dass er erzählt, ohne im Bild zu erscheinen.
Die Musik von Melanie Minuit ist zu den Emotionen passend gewählt, eher ruhig, nachdenklich und teilweise mit naturverbundenem Vogelzwitschern hinterlegt. Ein abruptes Ende der Musik am Anfang des Filmes erscheint mir ungewöhnlich.
Der Film basiert auf der Darstellung verschiedenster Landschaften der Spremberger Umgebung, in der die Protagonistin nachdenklich spazieren geht.
Die Szenenwechsel gefallen mir sehr gut. Auch auf verschiedene Details wird besonderer Wert gelegt. Beispielsweise vermehren sich die Tränen der Hauptdarstellerin nach jedem Kamerawechsel auf einem Blatt Papier. Nicht überzeugt hat mich der Regen, der offensichtlich mit einer Gießkanne erzeugt wird.
Der Kern des Filmes wird beim ersten Ansehen deutlich. Um jedoch den Inhalt genau zu verstehen, wäre ein wiederholtes Anschauen empfehlenswert.
Insgesamt hat mir der Film gut gefallen und mich nachdenklich gestimmt. Eine Weisheit, die ich dem Film entnehme ist, seine eigenen Ziele zu verfolgen, aber auch Freude und Spaß am Leben zu haben. „Sonst hätte ich nicht gelebt, sondern nur existiert.“
Trotz einiger Kritikpunkte lohnt es sich, den von Peter Moschall zum Nachdenken anregenden Kurzfilm anzusehen.

Solche Ratschläge sollte jeder gehört haben!   [Hannes Engler, Klasse 10L]

„Wir kennen die Ursachen unseres Glücks, aber die unseres Unglücks nicht.“
Mit diesen weisen und zum Nachdenken anregenden Ratschlägen schafft es Strittmatter auch heute noch, Jugendliche zu berühren. Seine zeitlose Poesie hilft in dem 2017 veröffentlichten Kurzfilm „Die Mücke am Blatt“ von Peter Moschall einer Schülerin, den Weg aus ihren persönlichen Krisen und Zweifeln zu finden. Der nach einer Kurzgeschichte aus dem „Schulzenhofer Kramkalender“ betitelte Film ist ein fiktiver Dialog zwischen einem Großvater und seiner Enkelin. Die Jugendliche durchlebt eine schwere Zeit. Sie verliert ihren Freund an ihre beste Freundin und hat Stress mit ihren Eltern. Gekränkt durch ihre Verluste und schulischen Schwierigkeiten fällt sie in eine Melancholie und hinterfragt die Bedeutung ihres Daseins. Der Großvater ermuntert sie mit Strittmatters in Dichtkunst verpackten Lebenserfahrung und Naturverbundenheit. Dabei sind Passagen aus seinen Werken so zusammengestellt, dass die Zweifel des Mädchens nach und nach entkräftet werden.
Der Dialog wird in poetischen Landschaftsbildern aus der Region dargestellt, die Strittmatter in vielen seiner Werke beschrieben hat. Sie bilden eine schöne Brücke, um seine Dichtkunst zu visualisieren. Vor allem die ermunternden Gedanken Strittmatters, mit denen der Großvater seine Enkelin auf die Schönheit und Macht der Natur aufmerksam macht, sind so verfilmt, dass sich ihre Emotionen in der Natur widerspiegeln. An manchen Stellen des Kurzfilms, vermehrt am Anfang, wird versucht, mehrere Handlungsszenen durch Wolkenmotive zu trennen. Leider wurde bei der Verwendung dieser Bilder etwas übertrieben, sodass sie auf den Zuschauer eher wie „Lückenfüller“ wirken. Abgesehen vom vermeintlichen Regen, ist jedoch die visuelle Umsetzung des fiktiven Dialogs gut gelungen.
Nicht nur die Verfilmung des Dialogs, sondern auch seine musikalische Untermalung strahlt die Verbundenheit Strittmatters und seiner Werke zur Natur aus. Die dezenten und zu den Emotionen der Schülerin passenden Klavierstücke runden den Kurzfilm harmonisch ab. Auch die Geräuschkulisse, wie beispielsweise Vogelgezwitscher, verleiht der Stimme des Großvaters Strittmatters Identität.
Zugegeben, die Probleme der Enkelin sind nichts Außergewöhnliches für Jugendliche ihres Alters. Jedoch machen diese „alltäglichen“ Sorgen den Kurzfilm nicht weniger interessant – nein, ganz im Gegenteil, da Jugendliche wie auch Erwachsene, sich ab und an in stressigen Situationen und Kummer wiederfinden, kann der Kurzfilm eine breite Masse an Zuschauern erreichen. Bei einer Filmlänge von 26 Minuten ist es allerdings nicht leicht, alles zu erfassen, was im Dialog erzählt wird. Es reicht nicht, den Kurzfilm einmal zu sehen, um alle Lebensweisheiten zu verstehen oder sich darüber Gedanken zu machen. Die vielen Details des Films lassen auch die eine oder andere Wiederholung nicht langweilig werden. Durch den Film werden Strittmatter und seine Lebenserfahrungen wiederbelebt. Wir lernen zu schätzen, wie viel der Mensch von der Natur noch lernen kann.

„Das Leben ist so sinnlos [!?]“   [Kora Büttner, Klasse 10L]

Wie sich unser Leben entwickelt, liegt bekanntlich bei uns selbst. Doch was ist, wenn wir mal nicht weiterwissen, uns die Leitfragen des Lebens nicht mehr loslassen und wir in ein emotionales Tief gerissen werden?
Ein junges Mädchen, die von Lara Kantor dargestellt wird, erlebt ebenso ein Tief und beginnt das Leben infrage zu stellen. Der von Peter Moschall 2017 erschienene Kurzfilm „Die Mücke am Blatt“ erzählt von ihren Problemen mit der Liebe und von der Angst um ihre Zukunft, was in einer Art Melancholie mündet. Während es in ihrem Leben eher holprig zugeht, lässt sich dort auch eine Parallele zum Filmbeginn herstellen. Mit abrupten Musik sowie Orts- und Szenenwechseln ist es anfangs nur schwer möglich, einen roten Faden in Moschalls Kurzfilm zu finden.
Der Großvater des jungen Mädchens versucht sie mit Weisheiten von Erwin Strittmatter wieder aufzumuntern. Mit seiner beruhigenden und tiefen, fast schon einschläfernden Stimme bringt er Harmonie in den Kurzfilm und lässt die anfängliche Hast verschwinden. Er steht seiner Enkeltochter mit vielerlei Ratschlägen in dieser schwierigen Lebensphase bei. Wobei seine ermutigenden Worte zum Ende des Kurzfilms immer umfassender und tiefgründiger werden. Deshalb kann bei einem einmaligen Betrachten des Filmes bei weitem nicht alles aufgenommen werden. Zudem bleibt teilweise zu wenig Zeit, um sich der Tiefgründigkeit von Strittmatters Weisheiten aus dem „Schulzenhofer Kramkalender“ und „Selbstermunterung“ bewusst zu werden.
Jedoch lässt es sich nicht abstreiten, dass der Kurzfilm hervorragend ist. Moschall hat es in 26 Minuten Filmlänge geschafft, dem Zuschauer Strittmatters Denken näherzubringen. Dabei geht er besonders auf Strittmatters Leidenschaft für die Natur ein, die sich in zahlreichen Szenen erahnen lässt. Der Zuschauer erhält einen kurzen, aber sehr intensiven Einblick in die Vielfalt von Strittmatters Gedichten und setzt sich zugleich mit der Frage nach einem sinnlosen oder doch sinnvollen Leben auseinander. Genau darin liegt die größte Stärke des Kurzfilms: Er beschäftigt sich mit den zukunftsweisenden Gedanken und Fragen eines Heranwachsenden und regt zum Nachdenken an, ob man einer der von Strittmatter beschriebenen Lückenfüller oder mehr im Leben ist.

Die Ursachen unseres Unglückes    [Maike Röhle, Klasse 10L]

„Der Sinn meines Lebens scheint mir darin zu bestehen, hinter den Sinn meines Lebens zu kommen. So betrachtet, ist es doch lohnenswert, zu leben“- So der Großvater zu seiner Enkelin in dem 2017 erschienenem Kurzfilm „Die Mücke am Blatt“ von Peter Moschall. Dabei thematisiert er die ewige Suche nach dem Sinn des Lebens- ein von Philosophen häufig aufgegriffenes Thema, welches man auch in anderen Werken der Literatur und der Kunst des Filmemachens wiederfindet. Im Film werden die Fragen, Ängste und Sorgen des Erwachsenwerdens durch die pubertierende Enkelin im Dialog mit ihrem Großvater repräsentiert, die sich in einer für diesen Lebensabschnitt typischen pseudodepressiven Phase befindet. Stress mit Freunden und Eltern, Druck in der Schule, hohe Erwartungen und das Gefühl von völliger Sinnlosigkeit. Ein tiefgründiger und metaphorisch erzählender Großvater und ein Mädchen auf der Suche nach Bedeutung erwecken neben der wunderschönen Landschaft rund um Spremberg und der emotionalen Musik so manche Frage im Zuschauer. Was werde ich in der Welt hinterlassen? Was kommt noch alles auf mich zu? Welchen Weg soll ich gehen? Wie lebe ich das Leben richtig?
Mit all dem will man der Jugend den berühmten und sehr naturverbundenen Schriftsteller Erwin Strittmatter näher bringen, denn ein großer Teil des Textes im Film stammt aus seinen Werken. Doch schafft es der Film die ganze Problematik verständlich umzusetzen und der Zielgruppe zu vermitteln, die Jugend zum Nachdenken anzuregen und ihnen gleichzeitig Erwin Strittmatter vorzustellen? Ja und nein, denn obwohl das Thema technisch und schauspielerisch recht gut umgesetzt wurde, ist es doch am Anfang etwas schwer, den roten Faden der Handlung zu finden. Innerhalb von 26 Minuten wird der Zuschauer mit so viel Tiefgründigkeit überhäuft, dass es nahezu unmöglich für einen Jugendlichen ist, jeden Rat und jede Metapher beim ersten Mal zu entschlüsseln. Eine Möglichkeit wäre, sich den Film erneut anzusehen, jedoch erwecken langatmige 26 Minuten das Interesse der Jugendlichen nicht genug, weshalb dieser Kurzfilm leider seine Zielgruppe verfehlt, was ihn als Teil des Unterrichts unbrauchbar macht. Eine Verschwendung, denn die beiden authentisch gestalteten Figuren bieten so manch zauberhafte Antwort auf die tückischen existentiellen Fragen im Leben mit bemerkenswerten Zitaten wie: „Wir kennen die Ursachen unseres Glückes, aber die unseres Unglückes nicht.“ Somit ist dieser Kurzfilm zwar weniger empfehlenswert für die Jüngeren, jedoch durchaus als eine Hommage an die Lausitz mit ihrem berühmten Schriftsteller für ältere Generationen geeignet.

Ein tiefsinniger Film ohne Mehrwert?    [Lenka Zacharias, Klasse 10L]

Ein ungeschliffener Diamant, geformt von Peter Moschall, ist der Kurzfilm „Die Mücke am Blatt“. Seit dem 10.08.2017 kann man sich diesen auch auf Youtube anschauen. In dem Film erlebt man die Geschichte eines niedergeschlagenen Mädchens nach der Trennung von ihrem Freund. Melancholisch denkt sie über ihr Leben nach. Doch wird ihr durch ihren lebenserfahrenen Großvater – gesprochen von Hellmuth Henneberg -gelehrt, wie schön das Leben sein kann, wenn man seinen Träumen und Zielen folgt.
Im Laufe des Filmes merkt man bald, dass sich die anfangs noch freudlose Stimmung des Mädchens in ein energiegeladenes Grundgefühl ändert. Sie möchte etwas verändern und Grund dafür sind Strittmatters rezitierte Sprüche aus dem „Schulzenhofer Kramkalender“ oder „Selbstermunterung“.
Es ist ein Film mit guten Intentionen, allerdings mit kleineren Mängeln in der technischen Umsetzung. Angefangen beim Regen, der einer Gießkanne entstammt, oder den übersteuerten Autogeräuschen. Viel Wert wurde hingegen auf Details gelegt, durch die der Kurzfilm für den Zuschauer authentischer wirkt, wie zum Beispiel einzelne Tränen auf einem Blatt Papier.
Beim Schnitt ist nicht für jede Kameraeinstellung eine Aufgabe erkennbar, beispielsweise wechseln wahllos Nahaufnahmen der Schule zu Detailaufnahmen von Wolken. Trotzdem gibt es immer wieder kleinere Höhepunkte, unter anderem schöne Naturaufnahmen, bei denen Kamerafahrten gekonnt eingesetzt werden.
Die Tiefsinnigkeit dieses Films ist leicht erkennbar, allerdings muss man ihn mehrfach sehen, um den Inhalt vollkommen zu verstehen. Insgesamt erscheint die Handlung etwas gestreckt. Sie enthält zwar viele Informationen, trotzdem besitzen viele denselben Kerngedanken. Dadurch verlieren sie an Wichtigkeit und haben kaum Mehrwert für die Geschichte.
Doch muss man sagen, dass die Moral der Geschichte anspricht. Nach dem Motto „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen.“ wird man aufgefordert, sein Leben selbst in die Hände zu nehmen und das zu machen, was man möchte. Die Entscheidung liegt ganz bei sich selbst, genauso wie die Entscheidung, ob man sich den Film anschaut oder nicht.