Hier einige liebevolle Erklärungen zu Strittmatters Literatur aus unserer Anthologie „Von Bohsdorf nach Schulzenhof – Auf den Spuren von Eva und Erwin Strittmatter“ (2016). So schreibt Mandy Spretz: “Die Laden-Trilogie habe ich viele Male gelesen … Ich denke, es ist die Sprache Strittmatters, diese vertraute, einfache, aber doch so geniale Erzählweise, die Worte benutzt, wie ein Maler seinen Pinsel, wenn er Bilder auf die Leinwand bringt.“ (S.32)
Im Interview mit dem Schauspieler Oliver Breite, der nicht nur den OLE in der Dramatisierung „Ole Bienkopp“ unter Christoh Schroth, auch den ESAU unter Mario Holetzeck spielte, äußerte sich ähnlich: “Die Laden-Trilogie – eine Familiengeschichte aus der Niederlausitz voller Humor, Weisheit, Lebensschmerz und Witz. Das sind wir. In anderen Zeiten zwar, aber wir. In seinen Dorfgeschichten findet er die Welt. Ohne diesen Zug ins Allgemeine wären es possierliche Possen. Seine Sprache ist ‚schwarzbrotschwer‘“. (S. 92)
Die Pferdeliebhaberin Edith Kattner schreibt, inspiriert von „Pony Pedro“: “Ich habe es wieder einmal hervorgeholt und mich beim Lesen in meine eigenen Pferdeerlebnisse zurück geträumt und manches durch die bildhaften gefühlvollen Darstellungen noch tiefer erlebt als vor fünfzig Jahren …“
Der tuwinische Autor Galsan Tschinag, der als Student Strittmatter kennenlernte, sah in ihm „ … zeitlebens einen Vater, meinen Geistigen. Doch der Grund, auf dem wir zunächst miteinander wandelten und uns einander vorsichtig näherten, war von Pferden umgeben … Ich wurde gefragt, ob ich durch Lassowerfen eines von den Ponyfohlen einfangen könnte, … Ich verstand, das war nun etwas, womit ich dem großen Meister dienen konnte. Und fing die Ponys nacheinander ein. Wobei ich merkte, ich wurde als Mensch angenommen.“
Auch Cordula Schladitz kam über ihre Pferdeliebe zu Erwin Strittmatters Literatur „ Alles begann mit Pony Pedro. … Ich finde heute noch, es ist eines der schönsten Kinderbücher, auch für Erwachsene. So manchmal kommt mir in den Sinn ‚Die Welt hat keine Risse‘, wenn man vor Problemen steht, die unlösbar scheinen.“ (S. 124)
Unser langjähriges Mitglied Michael Gätke schreibt über seine ersten Eindrücke als Vierzehnjähriger mit „Schulzenhofer Kramkalender“: „Mich packen diese kurzen Geschichten. Da ist etwas, was ich noch nicht erfuhr und was mir trotzdem vertraut ist. Ich lese das Buch an diesem Vormittag bis zum Ende. … und bis heute, wo nun schon über vierzig Jahre … vergingen, bleibt es so: Ich greife es mir und blättere darin und lese mich fest. Und ich versuche, Geschichten dieser Art zu schreiben.“ (S. 53)
Und zum Abschluss ein Gedicht unseres engagierten Mitglieds und Autors Matthias Stark.
Der Dichter
Er baute mir durch seine Worte
eine Welt, in der ich weilte,
Zeit um Zeit
Er zeigte mir geheime Orte
und meine Fantasie enteilte,
weit, so weit
Er nahm mich mit auf seine Reise,
durch seinen Kosmos durft ich schweben,
mehr und mehr
Erschloss die Dinge mir auf eigne Weise,
wollt folgen ihm in andres Leben,
sehr, so sehr
Und wenn ich das Talent besäße, ich könnte Fortsetzung um Fortsetzung über die Nachkommen der „Bossdomer“ schreiben! Denn es gibt sie immer noch: Die Nachfolger von „Duschkans Erich“, die anders heißen, aber sich genauso ums Dorf und sein soziales und kulturelles Leben sorgen oder der Dorftrinker, der öfter mal in der „Heede“ liegt oder der Typ, der überall ist, alles beobachtet, gern gegrüßt wird … Ja, diese Gabe, mit Worten, Wortschöpfungen und Bildern ein Wohlgefühl, eine Stimmung, ein Schmunzeln zu erzeugen, besaß nur Erwin Strittmatter. Möge seine Literatur noch eine Weile gern gelesen werden.
Renate Brucke