„Eine Feine, feine Verwandtschaft“ von Bohsdorf, Schulzenhof und anderswo …

Foto: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.

Klappe, die dritte

Zum dritten Mal nutzten wir – Annett Igel-Allzeit, Michael Becker, Matthias Stark und Renate Brucke – die Bühne der Cottbuser Theaterscheune, um Erwin und Eva Strittmatter nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Und wieder war das kleine Theater ausverkauft. Lange sah es im Vorverkauf nicht so; ich musste die Werbetrommel rühren. Aber glücklicherweise ist das Interesse an ihrer Literatur noch ungebrochen.
Unter der Überschrift „Eine feine, feine Verwandtschaft“ ließen wir das reiche Figurenensemble Erwin Strittmatters von Großtante Maika über die Amerikanische, Onkel Phile und die liebenswerten Großeltern Kulka bis zu Eva Strittmatters Mutter, ihren Kindern wieder lebendig werden. Es gab Berührendes, Nachdenkliches und Heiteres zu hören.
Eine intensive, stundenlange Probe unter der Regie von Michael Becker für diese szenische Lesung brachte ihm wie erwartet und uns drei Laien Anerkennung und Beifall.
Wir danken dem Cottbuser Theater für die freundliche Unterstützung und hoffen auf eine Wiederholung – Ideen gibt es schon.

Renate Brucke

Besuch in Schulzenhof

Bei Jakob Strittmatter und Cathrin Fehrmann in Schulzenhof / Foto: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.
Über aus herzlich wurden meine ehemaligen Schulkameraden und ich von Jakob Strittmatter und seiner Frau in Schulzenhof empfangen. Nach einer ausführlichen Führung durch das Dichterhaus von Eva und Erwin Strittmatter, gab es im vorderen Wohnhaus – von Erwin “Kate” genannt – köstliche Kartoffelsuppe und Rotwein, ganz so wie es Eva mit ihren Gästen hielt. Renate Brucke

Lyriker Klaus Trende zu Gast auf dem Strittmatterhof

Klaus Trende mit Heidi Polzin
Fotos: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.

Es ist wieder Literaturcafé-Zeit in Bohsdorf an diesem frühlingshaften 6. April!

Der Platz in der Scheune reicht fast nicht aus- über 50 Literaturfreunde aus nah und fern sind gekommen, um Neues und Interessantes über Eva Strittmatter zu erfahren.
Kompetenter Gesprächspartner ist Klaus Trende, ein wirklicher Kenner ihrer Gedichte und ein enger Vertrauter Evas. Schließlich ist er der Herausgeber des Buches „100 Gedichte von Eva Strittmatter“ mit den schönsten Gedichten der Künstlerin.
Der Lebensentwurf von Eva und Erwin Strittmatter fasziniert bis heute ihre Leser.
„Das Wesentliche an dem Schriftstellerehepaar war: Sie näherten sich einem Lebensmodell, das weit über ihre Zeit hinaus ging“, so Klaus Trende.
Eva war die engste Mitarbeiterin des Dichters, sie war erste Kritikerin und Diskussionspartnerin. Durch diese Gemeinsamkeit entstanden großartige Werke.
Klaus Trende ist überzeugt, dass Strittmatters Romane und die Gedichte Evas überleben werden, „weil sie mit ihrer Sehnsucht nach Liebe, Wärme und unversehrter Natur das Menschliche retten in neuen Zeiten“, so Ida Kretzschmar in der Lausitzer Rundschau.

H. Polzin

Eine Liebeserklärung an eine große Dichterin

Irmtraud Gutschke
Foto: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.

War es die besondere Nähe von Irmtraud Gutschke zu Eva Strittmatter oder weil die Journalistin und Autorin eine einfühlsame, sehr freundliche Frau ist?

Sie und die in der Mehrzahl weiblichen Zuhörer im Publikum im Spremberger Schloss sangen an diesem vorfrühlingshaften Samstag ein Loblied auf die liebliche Gefährtin Erwin Strittmatters.
Dr. Gutschke beginnt ihre Ausführungen mit ihrem engen Kontakt zu Hermann Kant (Interviewbuch „Die Sache und die Sachen“), der sie auch ermutigte, mit der Lyrikerin zu sprechen. In diesem 2008 erschienenen Interviewbuch „Leib und Leben“ öffnete sich Eva und offenbarte ihr Dinge, die sie nicht für jedermann aufschreiben wollte. Die jahrelange Freundschaft Hermann Kants zu den Strittmatters, fügt sie hinzu, erfährt nach dem Erscheinen der Tagebücher „Die Lage in den Lüften“ 1990 eine gewisse Funkstille.
Frau Gutschke hatte sich bei der Vorabsprache zur Mitgliederversammlung angeboten, den kürzlich herausgegeben Band Ehebriefe (1952 – 1958) „Du bist mein zweites Ich“ vorzustellen. Zu Recht lobt sie den exzellenten Sprachstil beider, die sich zu Anfang ihrer Beziehung mehrfach in der Woche schrieben. „Das was ich eigentlich suche: Wärme, die alle Spannungen zu lösen weiß“, schreibt die 22-jährige Eva Wernitz an den 17 Jahre älteren Erwin Strittmatter nach Spremberg. Beide sind zu dieser Zeit noch in wenig glücklichen Ehe-Beziehungen – Eva hatte zwei Jahre zuvor überstürzt eine Ehe geschlossen, um den Namen Eva Braun abzulegen. Hingerissen wohl auch von dem verführerischen Charme Strittmatters, gesteht sie ihm kurze Zeit später: „Ich will lieber nicht schreiben, ich will dich lieber lieb haben …“ Nun, wir Leser der Strittmatter-Tagebücher, von „Mai in Piestany“, „Leib und Leben“ wissen, wie es weiterging!
Ob es in Zukunft noch veröffentlichte Briefwechsel geben wird, schlossen die fast siebzig Besucher aus.

Renate Brucke

Gedanken zum 25. Todestag Erwin Strittmatters am 31. Januar 2019

Weihnachten 1991 schreibt Strittmatter in sein Tagebuch: „Ich fange an, mir abgeneigt zu sein.“

Von etlichen Krankheiten gezeichnet, ist er bestrebt, sein Manuskript zum Laden III fertigzustellen. „Noch nie habe ich mit solcher Muße geschrieben wie gegenwärtig.“, stellt er im Februar 1992 fest.  Er fühlt, er muss sich beeilen, die Kräfte lassen immer mehr nach. Und er erlebt in seinen letzten Lebensjahren noch so viel Zuspruch und Anerkennung, er ist verwirrt von den vielfältigen Eindrücken, aber zufrieden.
Ob er mit dem Verein, der seinen Namen trägt, auch zufrieden wäre? Hätte er Kritisches anzumerken? Manchmal denke ich, ein kluger Rat wäre hilfreich. Seit mehr als zwanzig Jahren gibt es den Verein und das Museum mit immer größer werdenden Ausstellungsflächen in der Bohsdorfer Dorfstraße 35. Ja, es kommen noch Besucher, aber es werden merklich weniger. Es gibt auch noch Schulklassen, die sich für den Laden und ihn interessieren. Aber, ob sie seine Bücher lesen? Das treibt mich um, ängstigt mich, man könnte seine Literatur vergessen. So werden einige seine Werke schon nicht mehr aufgelegt und wir müssen im Internet-Antiquariat suchen.
Ein kleiner Funke Hoffnung ist unser Literaturwettbewerb „Alltag im Wort“, zu dem fast 400 Autoren aus 14 Ländern Beiträge einreichten. Vielen schriftstellerisch Tätigen wird der Name Erwin Strittmatter bis dahin nichts gesagt haben. Nun hoffe ich, dass sie sich erkundigen, ausleihen, lesen und erstaunt feststellen: Was für eine wunderbare, sprachlich meisterhafte einzigartige Literatur! Zeitlos und nicht unbedingt an einen Ort gebunden, so wie es der Regisseur und Filmemacher Jo Baier bei seinen Recherchen für die Fernsehtrilogie DER LADEN bemerkte. Sie werden vielleicht den Laden in Bohsdorf besuchen … Spätestens am 31. August 2019 bei der feierlichen Bekanntgabe der Preisträger und der Aushändigung der Anthologie  mit den besten Wettbewerbstexten erfahren wir es, wenn sich die eingeladenen Autoren aus Österreich, Italien, der Schweiz und, und in Spremberg und Bohsdorf treffen. Dann haben wir erneut eine Etappe der  Ehrung Strittmatters gemeistert, frei nach Brechts Teppichwebern von Kujan-Bulak: … und ehrten ihn, indem sie sich nützten …
Eva Strittmatter, im Tagebuch die Liebliche genannt, pflegte Erwin bis zum 31. Januar 1994  aufopferungsvoll – 17 Jahre später am 3. Januar 2011 stirbt auch sie. Am 8. Februar wäre sie 89 Jahre alt geworden.
Hermann Kant, Freund der Familie, behauptete, Erwin konnte dahin kommen, wohin er gekommen ist, WEIL es Eva so lange für ihn gab. Und Eva ist dahin gekommen, wo sie hingekommen ist, nicht zuletzt auch, OBWOHL es Erwin gab. Sie hat ihm mehr zugeteilt als sich … Beide Dichter liegen auf dem kleinen Waldfriedhof ganz in der Nähe ihres Hauses in Schulzenhof.
Wir gedenken beider.

Renate Brucke

Nachträglicher Nikolaus

Foto: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.

Die großen Kinder des Kindergartens “Wirbelwind” aus Bohsdorf schauten sich in unserem Laden-Museum um.

Ganz besonders die Waage mit dem Reis, der warme Kachelofen im ehemaligen Jungenschlafzimmer und der Backofen mit der Backstube waren interessant. Vorher las und erzählte ich ihnen Strittmatters Geschichte von “Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste”. Vieles ist für Kinder heute unbekannt, deshalb hatte ich meinen Patenlöffel und Fotos vom Lausitzer Christkind mitgebracht und zeigte, wie Kinder früher beim Danke sagen einen Knicks oder einen Diener machten. Dass der Weihnachtsmann die schwarz-bunte Katze der Familie war, hatten sie dennoch alle verstanden. Bevor es wieder zurückging, verspeisten sie ihre am Vortag gebackenen Plätzchen und wärmten sich mit Tee in “Unter Eechen”.

Renate Brucke 

Literaturcafé am 3. November 2018

Zu ihrem traditionellen Treffen im November konnten die Strittmatterfreunde in Bohsdorf einen alten Bekannten begrüßen, den schreibenden Stadtwächter Andreas Peter aus Guben.

Er stellte uns einen weiteren in Spremberg geborenen Schriftsteller vor- Johannes Vogel. Den meisten der Gäste waren  der Autor und seine Romane nicht bekannt, so dass Andreas Peter mit seinem Vortrag und den Leseproben aus der Romantrilogie „Am sausenden Webstuhl der Zeit“ auf interessierte Zuhörer traf.
Die Romane Vogels spielen hauptsächlich in der Stadt Spremberg, ihre Bewohner nimmt er häufig mit viel Witz auf den Arm. Dem heutigen Spremberger fällt es nicht schwer, im Tuchmacherstädtchen Spreenitz die Örtlichkeiten seiner Heimatstadt zu erkennen. Die besondere Schreibweise Vogels fällt dem Leser auf. „Er war ein Meister der Dialoge, der seitenweise ohne Beschreibungen auskam. In seinen Dialogen spiegeln sich sein feiner Humor und seine Lebensweisheit wider“, erklärt Andreas Peter. Im Anschluss an den Vortag wurde noch eifrig diskutiert, über die Aktualität vieler Aussagen von Johannes Vogel und über die Eindrücke, die dieser Nachmittag für alle gebracht hat.

Heidi Polzin

Museumsnacht

Michael Becker stellt seine Bücher vor
Fotos: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.

Dank kalligrafisch interessanter Werbung unseres neuen Vorstandsmitglieds Nadine Gnoth versammelten sich zur Museumsnacht mehr Besucher als in den Vorjahren.

Vor dem Dorfrundgang griff Michael Karge aus Bohsdorf Vorwerk kurzentschlossen zum Akkordeon und untermalte Plinsen-und Kaffeegenuss.
Etwa dreißig Interessierte folgten mir zu den authentischen Orten der Romantrilogie DER LADEN. Am Laden-Museum gab Michael Becker seinen kurzen Großvater-Monolog aus der Theaterinszenierung von 2012 und ich setzte mit dem Sportunterricht von „Rumposch“ unter Eechen fort. Weitere Stätten, immer gewürzt mit Textstellen, waren „Bubnerkas“ Tanzsaal (Der Besitzer hatte freundlicherweise für uns geöffnet.), der Friedhof mit den Großelterngräbern, Richard Lehmann („Leihmans Richard hat mir berotzt.“), Friseur Schätzikan mit „Schmurling“, Gutsvogt „Buderitsch“, Gärtner „Kollatsch“ und die Amtsstube mit einer Lesebuchanekdote Strittmatters zum Neuen Menschen aus den Fünfziger Jahren.
Dann – bei einem Glas Wein oder Wasser – lauschte das Publikum in der mittlerweile wärmenden Scheune Michael Beckers Theaterschnurren und -anekdoten.
Dank an die im Hintergrund agierenden fleißigen Unterstützer dieser gelungenen Museumsnacht.

Renate Brucke

15.09.2018 ab 16 Uhr, Museumsnacht Spree-Neiße in Bohsdorf

Ortsrundgang – Auf den Spuren der Laden-Trilogie, Michael Beckers Eva- und- Erwin- Strittmatter-Programm

Am 15.09.2018 öffnete der Erwin-Strittmatter-Verein e.V. bei strahlendem Sonnenschein die Laden- und Hoftüren zur Museumsnacht 2018.
Ab 14.00 Uhr trafen sich die Vereinsmitglieder und fleißige Helfer zunächst selbst zu Kaffee und Kuchen, um sich gemeinsam gemütlich auf die Museumsnacht einzustimmen.
Auch die ersten Gäste schauten schon weit vor 16.00 Uhr vorbei und wurden von Michael Karge und seinem Akkordeon empfangen und mit Kaffee und selbstgebackenen Plinsen bewirtet.
Pünktlich um 16.00 Uhr öffnete sich die Tür des Ladens und Großvater Kulka (alias Michael Becker) begrüßte  alle Interessierten mit kleinen Anekdoten und schickte seine Gäste anschließend auf Spurensuche durch „Bossdom“. Renate Brucke führte die ca. 30 Gäste auf den Spuren der Laden-Trilogie zu den einzelnen Stationen des Lebens von Esau Matt. Der Weg führte unter anderem direkt zum Ballsaal der historischen Gaststätte „Zu den vier Linden“, vorbei am Haus des  Friseurs Schätzikan, der Gärtnerei Kollatzsch, dem ehemaligen Sitz des Amtsvorstehers und der Wohnung von Frau Nona bis zum Friedhof des  Ortes. An jeder Station öffnete Renate  Brucke eine neue Seite aus der Ladentrilogie und spannte einen Bogen vom damaligen Leben zu der gegenwärtigen Nutzung der Gebäude und ihren heutigen Bewohnern. Liebevoll umrahmte sie den Rundgang mit Textausschnitten und Gedichten und begeisterte mit augenzwinkernden  Anekdoten.
Zurück auf dem Hof ließen sich viele Gäste Wiener mit Brötchen schmecken und genossen ein Bier oder ein Glas Wein. Ab 18.30 Uhr las Michal Becker aus seinem Eva- und Erwin Strittmattter- Programm und auch aus seinen eigenen Werken. Die Scheune war gut besetzt und vom Kamin anheimelnd gewärmt und Michael Becker kam mit seinem Publikum ins Gespräch.  Musikalisch wurde Michael Becker von Birthe Jähne-Kleemann begleitet, die mit ihrer klaren Stimme alle Anwesenden verzauberte.
Gegen 21.30 Uhr schlossen sich die Tore der Museumsstätte und alle Gäste, wie Vereinsmittglieder und Helfer begaben sich angeregt von  „Strittmatterworten“ und zarten Klängen auf den Heimweg.

Ines Lehmann

  

Von Bohsdorf nach Schulzenhof in Freiberg

Michael Gätke, Renate Brucke, Matthias Stark und Carsten Krankemann / Foto: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.

Am 4. September war es so weit.

Im sächsischen Freiberg fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lyrik Salon“ des Mittelsächsischen Theaters Freiberg und initiiert von Heike Wenige und Peter Wolf die Lesung zu dem Buch „Von Bohsdorf nach Schulzenhof“ statt. In der gastgebenden Lokalität „Stadtwirtschaft“ war der Veranstaltungsraum mit 68 Personen bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Lesenden Renate Brucke, Matthias Stark, Carsten Krankemann und Michael Gätke saßen einem erwartungsvollen Publikum gegenüber. Vom fiktiven Interview mit Erwin Strittmatter „Der auch kein Held nicht war“ über persönliche Gedanken zu Leben und Werk der Strittmatters bis zur „Mondnacht“ von Eva Strittmatter reichte das Leserepertoire. Die Resonanzen zu der Veranstaltung waren gut. Den Vortragenden und den Besuchern hat dieser Abend viel Freude bereitet. Und so soll es sein.

Michael Gätke