Galsan Tschinag besucht den Laden

Am Mittwoch, den 06. Mai 2009, besucht der weltberühmte, deutsch schreibende Autor Galsan Tschinag den LADEN in Bohsdorf.

(Uhrzeit wird über Internet, Tagespresse und Aushang bekannt gegeben). Er liest und erzählt am selben Tag um 18.30 Uhr im Hörsaal 3 des Lehrgebäudes 1c der BTU Cottbus. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

Erwin Strittmatter schreibt über Galsan Tschinag:
Galsan sah mir über die Schulter, als ich an einer Erzählung arbeitete. Er war begierig zu erfahren, wie man Geschriebenes durch Umschreiben, Weglassen und Straffen von Ballast befreit. Ich zeigte ihm, so gut ich es vermochte, und er lehrte mich dafür das Lassowerfen und weihte mich in die Naturreiterei der tuwinischen Pferdehirten ein.
(Auszug aus „Eine tuwinische Geschichte“ – Im Nachwort zu seinem ersten Band schreibt Strittmatter)

Galsan Tschinag schreibt über Erwin Strittmatter:
Als wir nach etwa einer Stunde Ritt endlich dort sind, drückt er mir einen Strick in die Hand, mit dem ich ein Fohlen fangen soll. Der ist jedoch zu kurz. Strittmatter will wissen, wie lang ein richtiges Lasso sein muss. „Zwölf Klafter“, sagte ich.
„Klafter- was ist das?“, höre ich ihn fragen.
Ich stocke. Nicht Schadenfreude, nichts dergleichen – es ist mir einfach seltsam. Dann spanne ich die Arme aus, um zu zeigen, was ein Klafter ist. „Wieder was dazugelernt“, ruft er aus, und er tut es mit einer solchen Inbrunst, dass einer, der nicht hören, dafür aber sehen kann, dem strahlenden Gesicht abgelesen hätte: Diesem Mann da ist soeben ein kleines Wunder widerfahren!
(Auszug aus „Auf der Großen Straße – Topinanbur“ – Galsan Tschinag )

30. April 2009__
Ergänzung zum Mittwoch, den 06. Mai 2009
Der Autor Galsan Tschinag wird in der Zeit von 14.30 Uhr bis 15.30 Uhr den Laden in Bohsdorf besuchen.

Neuigkeiten im März 2009

Die notwendigen Fußboden- und Malerarbeiten in diesen beiden Räumen konnten mit Fördermitteln des Landes Brandenburg in Höhe von 6ooo.-Euro realisiert werden.

Liebe Mitglieder und Freunde,
Am 13. Februar 2009 fand im Ratssaal von Kamenz, in Anwesenheit des Herrn Oberbürgermeisters, eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Archivfunde als Aufstörung für das kulturelle Gedächtnis?“ (Debatte um die Vergangenheit des Dichters Erwin Strittmatter) statt. Dankenswert dafür war die Einladung durch die Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption. Dem Moderator Herrn Henneberg (RBB) gelang  ein vom Publikum interessiert begleitetes Podiumsgespräch mit den Diskutanten:
Frau Dr.Gutschke (Berlin), Herrn Prof.Gansel (Gießen), Herrn Prof.Zimniak (Zielona Gora/Polen), Herrn Liersch (Berlin) und Herr Dr.Schemel (Cottbus) zu führen.

Dazu tragen sicher auch die zwei neugestalteten Räume bei, die ab Mitte März wieder zu besichtigen sind. Zum Original-Mobilar können in Vitrinen Erst- und Widmungs-Exemplare an Familienmiglieder sowie ausländische Werkausgaben des Romanciers von Weltruf besichtigt werden. In einer Vitrine befinden sich Werke der meistgelesenen deutschsprachigen Lyrikerin Eva Strittmatter, unserem Ehrenmitglied Nr.1, als Gruß nach Schulzenhof.

Die notwendigen Fußboden- und Malerarbeiten in diesen beiden Räumen konnten mit Fördermitteln des Landes Brandenburg in Höhe von 6ooo.-Euro realisiert werden.

…UND BLIEBEN SIE NEUGIERIG!

Vorstand und  Ladenbetreuer

Das Vertiko meiner Mutter erscheint, hölzern, braun und auf Hochglanz gestriegelt. Ein Zimmerbewohner von dieser Art wurde in Bossdom bislang nicht gesichtet. In Guten Stuben der Bauern halten Glasschränke die Hauptpredigt.
Die Dorffrauen erkennen die Nachteile des Vertikos. Aller Klunkerkram, Gläser, Tänzerinnen und Hunde aus Porzellan stünden uneingeschränkt und verletzbar auf ihm.
Die Stobwischerei! Das täte mir scheußen! sagt eine Frau. Sie hat Hüften wie ein gesockelter Ofen. Die Frau heißt Pauline, man nennt sie auch Mannweib.
Meine Mutter erklärt den Dorffrauen die Vorzüge ihres Vertikos, lobt seinen Aufsatz, rühmt seinen Spiegel, weil er verdoppelt, was vor ihm steht, weil er aus wenig – vielhabend macht.
(Der Laden, Teil 1)

Jetzt hinein mit dem Spiegel ins Haus! Er wird zwischen die Fenster der Guten Stube gestellt, und dort wird er zwanzig und dreißig, ja fünfzig Jahre stehen, und alle Menschen, die je in dieses Hausnest kommen, werden sich vor ihm bezupfen und betupfen; er wird die Weihnachts- und Geburtstags- und Hochzeitsfeiern spiegeln, und ehe die Brautpaare zum Fotografen gehen, werden sie vor ihn hintreten und fragen: Passen wir nicht gut zueinander?
Der Spiegel wird schweigen, wird klüger sein als die Menschen, die sich bei Fragen von Liebesleuten zu einer Antwort gedrungen fühlen. Der Spiegel wird uns in Fest- und Trauerkleidern wiedergeben, aber niemand wird, soviel ich mich erinnere, als Leiche in ihm sein, auch nicht die Mutter.
(Der Laden, Teil 1)

Die Filmtrilogie auf DVD

Nachdem die Videos vergriffen waren, kann die Filmtrilogie "Der Laden" wieder käuflich erworben werden – als DVD.

3 DVDs
FSK: ab 12 Jahre, farbig,
Spieldauer: 271 Minuten
Bild: Widescreen,
Ton: Stereo
Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch
Regie: Jo Baier
ISBN: 21669287
EAN: 4006680048529
Verlag: Arthaus Video
Nach einem Roman von Erwin Strittmatter.
Mit Bastian Trost, Martin Benrath, Jörg Schüttauf u. a.
Veröffentlicht seit dem 12.12.2008

Information zur öffentlichen Mitgliederversammlung am 31. Januar 2009 im „Erwin-Strittmatter-Gymnasium“ in Spremberg

„Im Kleinen das Große erkennen und zeigen und beschreiben – das hat Erwin Strittmatter getan, gleich Tolstoi, Hesse, Faulkner, Proust, Emerson.“An diese Würdigung der „Süddeutschen Zeitung“ zum Ableben unseres Namensträgers am 31. Januar 1994 wurde zu Beginn erinnert. Die Besonderheit lag in der gemeinsamen Einladung des Bürgermeisters der Stadt Spremberg, Herrn Dr. Schulze und des Vereinsvorsitzenden. Die Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Frau Franke leitete die Versammlung. Eingeladen waren folgerichtig die Stadtverordneten aller Fraktionen und eine interessierte Öffentlichkeit. Akteure im Podium waren Herr Pfarrer
a. D. Gloege aus Bonn sowie Herr Barth und Frau Giesecke, die beide sowohl vom Ehrenmitglied unseres Vereins, Frau Eva Strittmatter, als auch vom Aufbau-Verlag beauftragt waren, Recherchen zur „Militärvergangenheit von Erwin Strittmatter“ anzustellen. Leider war es Herrn Liersch nicht möglich, der gemeinsamen Einladung des Bürgermeisters und des Vereinsvorsitzenden zu folgen. Er avisierte die Teilnahme von Frau Dr. Kirschnick, Herrn Dr. Corino und Herrn Magenau, die bei Nachfrage zu Beginn offensichtlich nicht zum Teilnehmerkreis gehörten. Dafür herzlich begrüßt wurde eine polnische Studentin, die an der Jagiellonen-Universität Krakow/ Krakau ihre Magisterarbeit zur Sprache im Werk von Erwin Strittmatter schreibt.
Mit tiefer Betroffenheit erfuhr die Versammlung vom Ableben des Malers und Grafikers Lothar Sell (des „Sächsischen Chagall“), der für den Verein das inzwischen vergriffene Büchlein „Eine Stunde ist eine Stunde“ schuf und intensiv am Buchprojekt „Zeitchen vergeht“ mit Strittmatter-Worten zur Lebenswelt um Bohsdorf und Spremberg gearbeitet hat. Im Vermächtnis beider liegt unsere Aufgabe, dieses Projekt zur Herausgabe zu führen.

Herr Barth stellte Fakten, Vermutungen und offene Fragen in der gegenwärtigen Arbeitsphase seiner Recherchen vor. Er konzentrierte sich auf die Lebenszeit von Erwin Strittmatters Schutzhaft 1934 in Döbern; eine Bewerbung zur SS, die abgelehnt wurde, eine bisher unbekannte Zeit von zwei Monaten bei der Bewachung von Gefangenen im Gefängnis von Krakow/ Krakau sowie die Umstände seiner Militärzeit zu Ende des Krieges. Genauer beleuchtete Herr Barth den Umgang der SED-Führung und des MfS mit der Biographie und der Person Strittmatters. Bei aller notwendigen Polemik, der Faktenlage sowie der Betroffenheit der Zuhörer wurden zwei Aussagen von Werner Liersch in seinem Beitrag vom 8. Juni 2008 in der FAZ bekräftigt.

1. Erwin Strittmatter war nicht Mitglied der SS und
2. „Es ist nicht bekannt, dass Strittmatter in ein Verbrechen der schrecklichen Polizisten verstrickt war …“

Die Recherchen sind zur Zeit allerdings in einem Arbeitsstadium und auf Wesentliches zu konzentrieren.

Herrn Pfarrer a. D. Gloege ist zu verdanken, dass er die Betroffenheit der „Gemeinde“ sensibel aufnahm und kraftvoll half, nach vorn zu blicken:

1. Er konnte Rechercheergebnisse aus dem Studium von ca. 5.000 Seiten des Werkes über die Verarbeitung der Militärzeit Strittmatters in dessen Poesie nachweisen. Diese Leistung hat der Literaturwissenschaftler Werner Liersch nicht erbracht.
2. Der Text Gloeges steht seit 14 Tagen auf der Homepage des Vereins (www.strittmatter-verein.de).
3. Herr Pfarrer Gloege forderte die Gemeinde durch seine präzise Sicht zum Nachdenken über: Zwänge, Haltungen des Verdrängens und des Schweigens von Erwin Strittmatter zu verschiedenen Gelegenheiten nach dem Krieg auf. Er sprach auch von zwei ICHs beim Autor, bei den Menschen überhaupt.

„Spremberg, sein Geburtsort, kann stolz auf ihn sein“, resümierte dennoch der Autor des Buches „Der unbekannte Strittmatter“.

Frau Dr. Giesecke erinnerte daran, dass sich Strittmatter als „Aufschreiber“ verstand, der seine Erlebnisse und Erfahrungen nicht um Historie zu beschreiben benutzte, sondern um sie zu poetisieren. Das Werk spreche für sich und es bleibe ohne Einschränkung beim Verlag.

Die Diskussion konzentrierte sich auf die Frage: „Muss ein Schriftsteller moralische Instanz sein?“ Die Zugänge zur Antwort waren naturgemäß individueller Art.
Die polnische Studentin brachte im persönlichen Gespräch ein: „Vergessen darf man nicht, aber verzeihen soll man können“.

Einig war sich die Versammlung in der Verehrung für das Werk von Erwin Strittmatter und der Fragwürdigkeit der Polemik fünfzehn Jahre nach dessen Tod, sowie der notwendigen  Unschuldsvermutung, wenn keine belastbaren Fakten für eine persönliche Schuld vorliegen.

P.S. Verwunderlich ist, dass der zur Versammlung von Herrn Liersch avisierte, aber nicht geoutete Herr Dr. Corino dennoch darüber berichtete („FR“, 4. Februar 2009) und Herr Liersch, nunmehr sogar wider vorheriger Aussage, eine „SS-Mitgliedschaft Strittmatters“ kundtat (FAZ, 8. Februar 2009). Der letzteren Zeitung war es nicht möglich, den drei Beiträgen des Literaturwissenschaftlers Werner Liersch, die Recherchen im Werk von Erwin Strittmatter durch Herrn Gloege (Autor von „Der unbekannte Strittmatter“) beizufügen.

Dr. Manfred Schemel
Vorsitzender

Weihnachtsgrüße 2008

“Weihnachten zieht vorüber und streut seinen Duft in die Stuben. Der Schnee wird dichter, der Frost grimmiger. Die Tage schleichen wie auf dicken Pantoffeln über die Erde …“

Ich habe mir zu Weihnachten ein Gedichtbuch gewünscht, aber ich habe keins bekommen. “So ein Dreck wärmt nicht”, sagte der Großvater. Ich bekam eine neue Mütze, an die gleich Ohrenklappen genäht sind, …”
Aus “Tinko”

Dass Ihre Weihnachtswünsche wahr werden und Sie ein besinnliches Fest im Kreis Ihrer Lieben verbringen, hofft der Vorstand des Strittmatter-Vereins.

Dank ihrer Spenden von 487 € konnte die Fassade des Backofens wieder hergestellt werden.

Buchvorstellung und Lesung

Am 09. Januar 2009 um 17 Uhr findet im Spremberger Schloss eine Lesung statt. Irmtraud Gutschke liest aus dem Buch: Eva Stritmatter „Leib und Leben“

Buchbeschreibung:
Irmtraud Gutschke
Eva Strittmatter
Leib und LebenEva Strittmatters Gedichtbände haben Millionenauflagen. Der Grund: »Ich schreibe von der einfachen Sache: Geburt und Tod und der Zwischen-zeit«, wie es in einem ihrer Gedichte heißt. In ihrer Poesie des Alltags finden Menschen Halt, gerade weil sie bekennt, was andere in sich vergraben. In einem Gespräch per Du mit Irmtraud Gutschke erzählt Eva Strittmatter von ihren persönlichen Erschütterungen, ihren Erfahrungen in der DDR und vom Entstehen ihrer Gedichte. Dabei kommt immer wieder ihr Leben mit Erwin Strittmatter zur Sprache. Im Dialog enthüllt sich eine packende Lebensgeschichte, in der sich viele Leser wiederfinden werden.

Neues Deutschland/Das Neue Berlin
224 Seiten plus 32 Bildseiten

Neues aus dem Laden

Die Dielung wurde von einem Mitarbeiter der Neusch Bau GmbH ausgelegt, die Renovierungsarbeiten in den ehemaligen Wohnräumen werden bald abgeschlossen sein.

Und an noch einer Stelle im Laden wird gewerkelt – am Backofen. Herr Pannusch bringt die alte Fassade des Backofens wieder in Form, er hat die alten Ziegelsteine neu verfugt.

Besuch in Schulzenhof

Am 11. November machten wir uns auf den Weg nach Schulzenhof, um Eva Strittmatter zu besuchen und ihr die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft in unserem Verein zu überreichen.

Frau Pannusch (Tochter von „Heinjak“) und die Vorstandsmitglieder Herr Dr. Schemel und Frau Koall wurden herzlich und sehr gastfreundlich empfangen.
Wir weilten 3 Stunden, redeten über aktuelle Ereignisse und ich lauschte andächtig dieser beeindruckenden und Stärke ausstrahlenden Frau, die ihre Erinnerungen mit uns teilte.

Wir danken Frau Strittmatter für diese schönen Stunden, wünschen ihr beste Gesundheit und ich bin glücklich, dass ich sie kennenlernen durfte.