Neuer Vorstand 2013

Der Saal im Schweizergarten war gut gefüllt. Viele Mitglieder des Erwin-Strittmatter-Vereins trafen sich hier am 1. Juni 2013 zur Mitgliederversammlung, um über die Arbeit der letzten beiden Jahre zu beraten und einen neuen Vorstand zu wählen.
Frau Brucke konnte im Rechenschaftsbericht eine positive Bilanz ziehen und dankte besonders den Mitgliedern, die mit viel Einsatzbereitschaft ein abwechslungsreiches Vereinsleben gestalteten. Besonders das letzte Jahr, in dem wir den 100. Geburtstag Erwin Strittmatters gegen viele Widerstände begingen, verlangte vom Vorstand und den Ladenmitarbeitern ein hohes Engagement.
In der anschließenden Diskussion gab es viele Anregungen, die Satzung des Vereins wurde in einigen Punkten konkretisiert.
Die Mitglieder des alten Vorstandes werden in Zukunft von Kordula Thiel und Dr. Gert Heinicke unterstützt, die an diesem Nachmittag einstimmig in den Vorstand gewählt wurden.
Am Rande der Veranstaltung gab es viele gute Gespräche zum kürzlich durchgeführten Ausflug nach Schulzenhof, an der Fotowand wurden Erinnerungen ausgetauscht und ein weiterer Besuch angeregt.
Das traditionelle Plinsenessen rundete diesen gelungenen Nachmittag ab.

Über den Besuch am 25. Mai in Schulzenhof

Der Himmel weint von Matthias Stark
– Frühsommerregen in Schulzenhof. Schulzenhof – welch eine Bedeutung hat dieser kleine brandenburgische Fleck für die Leser und Freunde der Bücher von Eva und Erwin Strittmatter.
Schulzenhof, ein unscheinbarer, idyllischer Teil der Gemeinde Dollgow war seit Mitte der fünfziger Jahre der Wohn-, Lebens- und Arbeitsort des Schriftstellerehepaares. Ein Ort, der noch heute seine eigene Magie entfaltet, ein Ort, der eine geheimnisvolle poetische Kraft ausstrahlt, die aus den Werken der beiden unvergessenen Autoren kommt. Hier, in diesem unscheinbaren Wiesental, wie die Strittmatters ihr Schulzenhof oft nannten, traf die große Geschichte, das Leben im Land auf den ganz persönlichen Lebensraum der zu den meistgelesenen Autoren der DDR gehörenden Strittmatters. Hier auf diesem Hof wurden die Kämpfe ausgetragen, die sich ergeben, wenn Konflikte familiärer, zwischenmenschlicher oder politischer Art eines „Bestsellerautorenpaares“ aufeinandertreffen und gelöst werden wollen. Ja, das waren sie zweifellos, Bestsellerautoren, obwohl es die in dem kleinen Land diesseits der Elbe als solche gar nicht gab. Und wer alles weilte schon an diesem Fleckchen Erde, was alles wurde hier besprochen, geplant, erdacht, verworfen, angefochten und, das ganz zu forderst, geschrieben und gedichtet.
Wir haben die Möglichkeit, den Strittmatterhof zu besuchen. Auf Einladung von Jakob Strittmatter dürfen wir uns umsehen an dem Ort, von dem die Quelle der literarischen Kraft stammt, mit der Eva und Erwin Strittmatter an ihrem Werk arbeiteten, um letztlich uns, ihre Leser und literarischen Freunde zu begeistern. Der jüngste Sohn der Strittmatters, Jakob und seine Frau begrüßen uns mit Kaffee und heißen Würstchen auf dem Hofgelände. Vorn am Eingang an der Straße, steht das legendäre „alte“ Haus, das Erwin Strittmatter in den fünfziger Jahren von seinem ersten Nationalpreis erwarb. Der Stall steht gegenüber, mit der „Stallstube“ darüber, in der Erwin schrieb und die jeder seiner Leser schon zu kennen glaubt. Die Pferde allerdings, von denen wir durch Erwins Bücher wissen, fehlen nun auf dem stillen Hof. Im hinteren Teil des Anwesens dann das neue Haus, in dem beide Schriftsteller seit den siebziger Jahren bis zu ihrem Tod lebten und arbeiteten. Dieses dürfen wir gemeinsam mit Jakob betreten.
In der Diele sind die Wände mit Bildern von Künstlerfreunden behangen. Unter ihnen Gemälde des Dresdner Malers Hubertus Giebe, auch diese kennt der eingeweihte Strittmatterfreund schon aus den literarischen Berichten, mit denen beide von ihrem Wirken Kunde gaben. Es ist eine ehrfurchtsvolle Stille, die hier herrscht, seit uns die beiden Autoren verlassen haben. Man glaubt, dass sie nur kurz fort sind und jeden Moment zurückkommen werden, um sich gemeinsam mit uns an den gemütlichen Tisch zu setzen. Jakob zeigt uns die Plätze, die Erwin und Eva vorbehalten waren. Die Küche nebenan ist so geblieben, wie sie Eva Strittmatter hinterlassen hat. Man ist ergriffen von der einfachen Schönheit, von der Magie dieses Wohnhauses, weil man spürt, dass hier die Kunst, vor allem die Literatur zu Hause war. Überall stehen Regale mit Büchern, hier wohnten Menschen, für die Literatur, für die das Schreiben das Leben war. Jakob macht uns dann auf etwas ganz Spezielles aufmerksam. In der Ecke der Diele steht das berühmte Ziertischchen vom Kulka-Großvater, welches im ersten Teil des Ladens vorwitzig als erstes Möbelstück aus dem Umzugswagen klettert. Literarische Details, die hier greifbar real werden. So real, wie sie auch im Bohsdorfer Laden greifbar sind.
Links von der Diele befindet sich Evas Zimmer. Hier lebte die Dichterin, umgeben von unzähligen Büchern, hier schaffte sie jene poetischen Kostbarkeiten, die uns Leser bis heute verzaubern. Gedichte von Eva Strittmatter zu lesen und sie in das eigene Leben einzulassen, bedeutet, immer wieder einen ungeheuren Schatz zu heben. Leise ist die Stimme von Eva Strittmatter von einer CD zu hören, sie liest aus ihren Gedichten und man kann hier, in ihrem Zimmer nur still zuhören und sich ergreifen lassen. Faszinierend, die Stimme dieser Frau, in ihrem Zimmer zu hören…
Dann führt uns Jakob in das Allerheiligste des Hauses. Zu Lebzeiten von Erwin Strittmatters hatten nur ganz wenige Menschen Gelegenheit, sein Reich im Obergeschoß zu betreten. Selbst die Söhne durften nur ausnahmsweise da hinauf und von den Besuchern waren es nur ganz Auserwählte. Eine hölzerne Treppe führt nach oben. Dann stehen wir in Erwin Strittmatters Wohn- und Arbeitszimmer. Auch hier ist alles voller Bücher. In diesem Raum also, mit dem herrlichen Rundblick durch die Fenster auf die Schulzenhofer Wiesen, beschrieb uns Erwin Strittmatter seine Welt. Das erstaunlichste ist, dass man diesen Raum zu kennen glaubt, weil man die Bücher des Autors kennt, der hier lebte, stritt, liebte und schrieb, schrieb, schrieb. Hier entstanden seine Schriften, entstand auch die „Laden-Trilogie“, die uns Lesern so viel Vergnügen bereitet. Hier entstand das Werk eines Schriftstellers, das fortleben wird, trotz aller Stürme und Anfechtungen, weil es von bleibender literarischer Qualität ist, weil es die Menschen berührt und weil es wahrhaftig ist. Auch in Erwins Zimmer ist seine Stimme von einer CD zu hören. Er liest aus seinem Schaffen, das so eng an diesen Ort geknüpft ist. Wir können seine Schreibmaschine sehen, seinen Sekretär, an dem er Geschäftliches erledigte, seinen Arbeitsplatz, seinen Sessel und sein Bett, in dem er im Beisein von Sohn Jakob im Jahr 1994 von uns ging. In diesem Raum führte er Tagebuch über sein Leben und über die Umstände im Land, hier war er der „Aufschreiber“, der er immer sein wollte. An den Wänden hängen Schwarzweißfotos aus vergangenen Tagen. Darunter Freunde wie Sänger Peter Schreier, die Schriftstellerkollegen Galsan Tschinag und Hermann Kant, aber auch der Großvater aus Bohsdorf mit dem Anderthalbmetermütterchen und immer wieder Eva, fotografiert und auch gemalt. Wirft man einen Blick auf Erwin Strittmatters Bücherregal, so ist man nicht nur von der Fülle sondern auch der Vielfalt der Literatur fasziniert. Die Naturverbundenheit und die Belesenheit, von der wir Leser schon immer wussten, findet hier ihren Ausdruck. Wir dürfen noch ein paar Augenblicke in den Räumen unseres Dichters verweilen, uns umschauen. Es ist zweifellos ein erhabener, ein für immer bleibender Eindruck, den wir von hier mitnehmen werden. Nie waren wir der Quelle so nah wie heute.
Wir bedanken uns herzlich bei Jakob Strittmatter und seiner Frau für den sehr persönlichen Einblick in das Leben seiner Familie mit einem kleinen Büchlein aus eigener Feder. Aber was heißt das schon, geschriebene Worte hierher zu bringen, wo die Poesie, die Dichtung ja gewissermaßen zu Hause ist.
Wir besuchen noch die beieinanderliegenden Gräber des Dichterpaares auf dem nahen Friedhof. Worte von Puschkin zieren Evas Grabstein. Sie liebte den russischen Dichter, wie wir aus ihrem Werk wissen. Evas Worte wiederum sind auf Erwins Grabstein zu lesen. Er und sie, sie und er, eine Symbiose der Dichtung und Poesie, ein Leben in Gegensätzlichkeit und Gleichklang , vereint im Leben wie im Tode. Die frischen Blumen und die gepflegten Gräber der beiden großen Schreiber, die unser Leben auch nach ihrem Tod begleiten, lassen uns Abschied nehmen von der Magie dieses Tales, eines unvergleichbaren literarischen Ortes unserer Tage.
Regenschwer hängen die Bäume über dem kleinen Gräberfeld von Schulzenhof. Über den nassen Wiesen ist Stille. Wir gedenken unserer beiden Schriftsteller und der Himmel weint Tränen…

Das 6. Literaturcafé

Seit 3 Jahren ist das Literaturcafé in Bohsdorf zu einer festen Größe in unserem Vereinsleben geworden. So trafen sich auch am vergangenen Samstag 27 Mitglieder zu einer angeregten Diskussion über das neue Buch von Annette Leo.
Wir kennen Annette Leo aus der Mitgliederversammlung im Januar 2012, wo sie vor großem Publikum über die Entstehung der neuen Biographie berichtete. Dass die Söhne Strittmatters ihr Einblick gewährten in bisher unveröffentlichte Unterlagen, ließ viele Anhänger und Kritiker gespannt auf das Erscheinungsdatum blicken. Nun ist das Buch schon einige Monate auf dem Markt und das Bedürfnis
groß, sich über seine Eindrücke auszutauschen. Eine gute Recherche und sachliche Darstellungen wurden Annette Leo nach der Lektüre des Buches bestätigt. Der Leser erhält viele Hintergrundinformationen durch Zitate aus den Tagebüchern und Briefen, aber auch durch Interviews mit Zeitzeugen und Wegbegleitern. Aber hin und wieder regt sich auch Widerspruch. Auf Seite 24 stellt Annette Leo fest, dass sowohl der Bohsdorfer Strittmatter-Verein als auch der Dollgower Heimatverein den Schriftsteller für sich beanspruchen möchten. Renate Brucke widerlegte diese Aussage: es gäbe gute Beziehungen zwischen den Vereinen, gegenseitige Einladungen
zu den Feierlichkeiten im vergangenen August belegen das. Die Diskussion lässt eine neue Sicht auf Strittmatter erkennen. Mit mehr Gelassenheit können wir heute die Problematik beurteilen und verstehen uns zunehmend als Anwalt Erwin Strittmatters, so Renate Brucke.
Heidemarlen Polzin

Unser Gästebuch

Datum: 29.10.2012
Von: Gertrud Zucker (Illustratorin und Grafikerin von Romanen und Kinderbüchern), Dr. Ursula Schenderlein und Barbara Freitag, Bad Saarow
Wir waren am 25.10.12 in Bohsdorf und haben uns auch den „Laden“ angesehen. Vielen Dank für Ihr Engagement!
Von Gertrud Zucker folgender Text mit Zeichnung: „Der Eiche ist es egal, welche Säue sich an ihrem Stamm reiben.“

Datum: 26. Okt. 2012 10.56 Uhr
Von: Galsan Tschinag, Ulan Bator
Nach langer Zeit wieder herübergepilgert. Ja, es ist wirklich eine heilige Stätte. Erwin Strittmatter ist ein großer Künstler, ein Meister der deutschen Sprache. Sein Geist wird fortleben, solange es einen letzten Leser gibt. Nun die Diskussion… Er war ein großer Mann, ein lieber Mensch – aus meiner Sicht. Ich durfte ihm über die Schulter schauen, wenn er arbeitete. Ich durfte mit ihm scherzen. Jedoch war er kein Übermensch. Ja wo gibt es Übermenschen

Datum: 13.10.2012
Von: Seminargruppe A 313 der ehemaligen pädagogischen Hochschule Dresden
Tinko- die Lektüre der „alten“ Schulzeit – heute wurde der Besuch im „Laden“ bei Erwin Strittmatter Realität. Herzlichen Dank für die einmalige Einrichtung der Gedenkstätte. Die Gedanken kreisen um die Erlebnisse und wir begreifen den „Reichtum“ der Gedankenwelt von Erwin Strittmatter. Herzlichen Dank für die Führung und Betreung

Datum: 26.07.2012
Von: Kito Lorenc, Schriftsteller
Bei Gelegenheit unseres heutigen Besuchs dieses Hauses mit dem Verein „Freunde der Smolerschen Buchhandlung“ in Bautzen erinnere ich mich gern an ein Wort Strittmatters in einem Brief an mich vom Jahre 1984, als ich ihm meinen Reclam-Gedichtband „Wortland“ geschickt hatte, den ich in Anspielung auf seinen „Laden“ meinen „Bauchladen“ nannte. Er darauf im Brief: „Mach Dir nie so kleene!“

Datum: 22.07.2012
Von: Familie Schneider, Cottbus
Es ist leicht, einen Menschen zu verurteilen, wenn man „die Gnade der späten Geburt“ hatte und sich die Zwänge nicht vorstellen kann, unter denen die Menschen leben mußten. Der Spagat zwischen Fahneneid, Menschlichkeit und Überlebenswillen war schwer zu ertragen.
Ihm bleibt der Ruhm als Schriftsteller! Alles Gute für Ihr Museum!

Datum: 12.07.2012
Von: Günter Pucher, Prof. Harald Hilpert (Hochschule für Bildende Künste Braunschweig), Ilse Hilpert
Das Neue bleibt das Alte
in Verehrung für den Dichter E.S.

Datum: Juli 2012
Von: Karin Geißler, Berlin
Herr Strittmatter hat es nicht verdient mit „Häme“ beworfen zu werden!
Wann werden wir endlich erkennen
Alles hat seine Zeit…..
alles wiederholt sich u. Verdienste, Fähigkeiten und Begabung eines Menschen zu missachten zeigt nur wie unfähig und intolerant wir armseligen Menschen sind.

Datum: 14.06.2012
Von: J. Fiedler
Zu meiner Jugendweihevorbereitung lernte ich Erwin Strittmatter persönlich kennen. Heute bin ich ihm sehr nahe gekommen. Ein toller Abschluss unseres Spreewaldurlaubs.

Datum: Juni 2012
Von: Holger Teschke, Autor der Bühnenfassung „Der Laden“, Staatstheater Cottbus
Danke für die Führung nach der „Laden“-Premiere am 10. Juni 2012, danke für die wunderbare Arbeit des Vereins und die Erhaltung des Laden.

Datum: 09.06.2012
Von: Gästen aus Istanbul, Senftenberg, Wien
Hier wird Geschichte lebendig!
Danke, dass wir dies heute erleben durften und besonderen Dank an Frau Pannusch für die freundliche und lehrreiche Führung außerhalb der Öffnungszeiten.

Datum: 28.04.2012
Von: Walter Nowojski, Germanist-Berlin
Ich freue mich, endlich einmal in Bohsdorf zu sein. Seit meinem 16. Lebensjahr kannte ich Erwin Strittmatter, war oft in Schulzenhof und bezeichnete ihn immer als meinen väterlichen Freund. Er bleibt ein großer Schriftsteller – Trotz alledem

Datum:01.04.2012
Von: Ilse und Bernd Donner, Köpernitz
Wir sind beeindruckt, aber vor allem sehr erfreut, dass Erwin Strittmatters „Laden“ so gut erhalten ist und wird und so sein literarisches „Inventar“ nachvollziehbar bleibt.
Wir wünschen dem Erwin-Strittmatter-Verein alles Gute und dass er mit eigenen Beiträgen zum 100. Geburtstag die Erinnerung an ihm wachhält.
Wir Nachbarn Strittmatters aus Köpernitz werden es ebenso tun. Eva und Erwin starteten vom Bahnhof Köpernitz, wenn Sie nach Berlin aufbrachen.

Datum: Oktober 2011
Von: Erhard Dubrau, Ortschronist und Leiter des Heimatmuseums Pretzsch/Elbe
Ein Gruß aus dem kleinen Städtchen Pretzsch/E.,wo Erwin Strittmatter am 15. April 1932 beim Konditor Knötzsch seine Bäckerlehre beendete mit bestandenen Gesellenbrief. In der alten Bäckerei wird an Erwin Strittmatter erinnert.

Datum: 09.08.2011
Von: Helly (und Lorna) Wÿma Tholen, Niederlande
Welch eine Freude dies alles mit eigenen Augen zu sehen! Es gibt für mich kein schöneres Buch als gerade „Der Laden“, also komme ich immer wieder gerne hierher.
Heute mit Enkelin, die leider noch nicht Deutsch kann – aber das wird sich in nächster Zukunft ändern und hoffentlich erfreut sie sich dann genauso an diesem wunderschönem Buch!

Datum: 03.06.2011
Von: Rainer Lange, Halle
„Klassentreffen“ aus dem Abiturjahrgang 1965 der Adolf-Reichwein-Schule in Halle. Wir wollten mal sehen, wie der Schöpfer unseres Schulstoffes so gelebt hat. Danke für das liebevolle Museum!

Im Leben gibt es keine Proben, am 18. April 2013 um 20 Uhr, Buchhaus Hugendubel

IM LEBEN GIBT ES KEINE PROBEN
Unter diesem Titel erschien soeben das mit großem Interesse erwartete Buch von Carmen-Maja Antoni.
Die Buchpremiere fand im BERLINER ENSEMBLE (Schiffbauer- Damm) am Sonntag,dem 3.März 2013 statt.
Frau Antoni ist seit 1976 Mitglied des Berliner Ensemble.Für ihre „Mutter Courage “ wurde sie begeistert als „die neue Weigel“ gefeiert.Christoph Hein schreibt im Prolog des Buches „Diese Frau ist eine der ganz Großen des Theaters,des Films,des Spiels“.
Auf Seite 167 des Buches findet sich der Satz: „Ich bin zum Ehrenmitglied des Strittmatter-Vereins benannt worden,habe in dem winzigen Original-Laden in Bohsdorf eine sehr schöne Lesung gehabt und ein Gespräch über den Film.“
Wer dabei war ,teilt diese Erinnerung gern.
Nach der Leipziger Buchmesse begibt sich Carmen-Maja Antoni auf eine große Lesereise,die vom Verlag DAS NEUE BERLIN organisiert wurde.
Im Buchhaus HUGELDUBEL in Cottbus findet eine Lesung am 14.April 2013 statt.

Dr.Manfred Schemel

18.04.13
CARMEN MAJA ANTONI: Im Leben gibt es keine Proben

Die kleine Schauspielerin mit dem verschmitzen Lächeln machte sich mit großen Rollen einen Namen. Hans-Otto-Theater Potsdam, Volksbühne Berlin, Berliner Ensemble, das sind Stationen ihres Lebens, wo sie bis heute mit großartigen Regisseuren arbeitet. Daneben wurde und wird sie gern für Film und Fernsehen engagiert, zahlreiche Gastspiele führten sie ins Ausland, beliebt war und ist sie gleichermaßen als Darstellerin in Kinderfilmen und Hörspielen. Nicht zu vergessen ihre Tätigkeit als Dozentin an der Filmhochschule Konrad Wolf und der Schauspielschule „Ernst Busch“.

Kurz – sie hat sich der Kunst mit Leib und Leben verschrieben und erzählt davon nun – mit ihrer Co-Autorin Brigitte Biermann in dem neuen Buch.

20.00 Uhr, Hugendubel Buchhandlung
Eintritt: 10,00 €/erm. 8,00 €
Kartenreservierung unter 0355 3801731

Mitgliederversammlung am 02. Februar 2013

Ein Beitrag von unserem Mitglied Gertraude Friedrich, Mitarbeiterin im “Laden-Museum”
Mitgliederversammlung am 02. Februar 2013

Der Einladung zum Gespräch über die Cottbusser Aufführung von Erwin Strittmatters “Laden” folgten sehr viele Vereinsmitglieder und andere Strittmatter-Freunde. Der Schauspieldirektor Mario Holetzeck und Schauspieler Michael Becker erzählten aufschlussreich und sehr unterhaltsam über Entstehung und Entwicklung des Schauspiels, vom Ringen um die politische Aktualisierung. Der Erfolg der Theateraufführung – zu 97% ausverkaufte Vorstellungen, minutenlang applaudierendes Publikum, mit 26 Kritiken Riesenecho in den Medien, eine Einladung an das Berliner Ensemble – berechtigt die “Macher” zu sichtbarem Stolz.
Die Teilnehmer der Gesprächsrunde dankten ebenfalls für diese gelungene Inszenierung. In der Diskussion bekräftigte Mario Holetzeck die Legitimation von Veränderungen gegenüber der breiten Romanvorlage, um mit dramatischen Elementen einen Spannungsbogen aufbauen zu können. Theater muss polarisieren, darin besteht sein kulturpolitischer Auftrag. Michael Becker, der häufig Strittmatter-Lesungen durchführt, freute sich über die Kritiker, die die Aufmerksamkeit auf den Schriftsteller und sein Werk wirkungsvoll gelenkt hatten. Gegen Ende der Zusammenkunft waren sich die Teilnehmer einig – neue Erkenntnisse über die Biografie E. Strittmatters werden die Einstellung zu seiner Person verändern, aber nicht zu seinem literarischen Schaffen.

www.strittmatter-verein.de - Mitgliederversammlung im Winter 2013

Im Vorfeld ein Beitrag für unsere Mitgliederversammlung am 2.2.13 von unserem Mitglied Hanni Dillan

Ein Beitrag von unserem Mitglied Hanni Dillan
Liebe Literaturfreunde,

seit 2011 bin ich Mitglied im Erwin-Strittmatter-Verein in Bohsdorf. Seither habe ich schon viele interessante, genauso “strittmatterverrückte” Menschen kennengelernt und so freue ich mich immer sehr auf jedes Wiedersehen. Nun steht im Februar ein Treffen mit dem Schauspieldirektor des Staatstheaters Cottbus und Regisseur, Mario Holetzeck sowie dem Darsteller des Großvaters, Michael Becker, an und so möchte ich im Vorfeld allen Interessierten meine Gedanken zur Aufführung der Theaterfassung von Holger Teschkes “Der Laden” mitteilen.

Wie so viele meiner Generation (Jahrgang 1952) bin ich zu Erwin Strittmatter über sein Buch “Tinko” gekommen, das damals Unterrichtsstoff war. Ich erinnere mich noch, dass ich es in einem ”Ruck” gelesen habe, was viele meiner Klassenkameraden damals nicht verstanden haben. Seither war und bin ich vom “Bauchgefühl” her mit ihm verbunden. (Mein Herz allerdings hat Jahre später Eva Strittmatter mit ihren Gedichten erobert.) Natürlich las ich später dann “Ole Bienenkopp” und natürlich auch sein Buch “Der Laden”. So lief ich also voller Vorfreude und Neugier zur Uraufführung des Ladens am 1. Abend – was würde mich wohl erwarten? Seit Tagen hatte ich die Bilder der Verfilmung des Romans vor Augen – wie mag wohl die Geschichte auf der Bühne dargestellt werden? Wird sie mich genauso anrühren – ja, genauso war es!

1. Abend
Von der ersten Minute an war ich wieder mittendrin in der Geschichte, sicher auch deshalb, weil mir die Sprache teilweise so vertraut ist, da sie von meinen Großeltern gesprochen worden ist. Das Bühnenbild bot einen einfachen, klaren Hintergrund für das hinreißend spielende Ensemble, das nicht nur mich, sondern sicher auch alle anderen Zuschauer wunderbar unterhalten hat. Der lebenserfahrene, schlitzohrige Großvater, die bauernschlaue Großmutter, die bei jedem Streit in Ohnmacht fallende Mutter – alle Figuren wurden von den Darstellern mit großer Freude und ganzem Einsatz gespielt. Allen voran Oliver Breite als Esau Matt, der schon früh nach dem Sinn seines Daseins auf Erden fragt und fühlt, dass er ein Dichter werden muss: “Schreiben will ich!”. Am Ende des 1. Abends habe ich eine Ahnung davon, wie man durch Erlebnisse aus Kinder- und Jugendjahren geprägt wird.

2. Abend
“Wer bin ich – was bin ich?” und “Wo warst Du im Krieg – was hast Du getan?”. Diese immer wiederkehrenden bohrenden Fragen nach dem eigenen Ich spiegeln das ganze Drama des Lebens von Esau Matt wider. Alles, was seinem Ziel, dem Schreiben, im Weg stand, schob er rücksichtslos beiseite. Wie das von Oliver Breite gespielt wurde, war für mich herausragend. Aufgewühlt und nachdenklich verließ ich das Theater. Ich weiß auch nach diesem Abend noch immer nicht, was Wahrheit ist und was Dichtung im Leben des Esau Matt, sprich: Erwin Strittmatter.

Was ich weiß ist, dass ich Erwin Strittmatter für sein literarisches Werk nach wie vor hoch verehre und deshalb schließe mit den Worten von Eva Strittmatter: “Aber das “Große” kann stehenbleiben!”

Herzlichst
Hanni Dillan