Besuch im Laden

Wieder einmal waren zwei 7. Schulklassen vom Erwin-Strittmatter-Gymnasium Spremberg in Bohsdorf, um sich vor Ort mit Biografischem und Literarischem des Namenpatrons vertraut zu machen. Die beiden neuen, jungen Lehrer, Frau Donath und Herr Klausch, zeigten mit ihrem Engagement, dass ihnen die Beschäftigung mit dem Dichter wichtig ist. Dabei war es gar nicht so einfach, die fünfzehn Kilometer von Spremberg nach Bohsdorf zurückzulegen, denn der Spree-Neiße-Busverkehr wollte nicht sechzig Personen auf einmal transportieren.
Zeitversetzt funktionierte es.
Nach Rundgang durch Scheune, Hof, Wohnhaus sahen und hörten die Schüler Erwin und Eva Strittmatter selbst in einem Dokumentationsausschnitt. Um einen ersten Eindruck des dichterischen Schaffens Strittmatters zu vermitteln, las ich ihnen einige Textstellen aus „Pony Pedro“ vor und die Schüler zeigten in einem anschließenden Quiz, dass sie gut zugehört und aufgepasst hatten. Die erfolgreichsten wurden mit Büchergutscheinen bzw. mit „Pony Pedro“ belohnt.
Wir verbinden mit diesem Besuch, dass vielleicht der eine oder andere Schüler Strittmatters Literatur für sich entdeckt.

Renate Brucke

In der LR war folgendes über unser Hof-Fest von Catrin Würz zu lesen

„Strittmatter wäre wahrhaft gerührt gewesen“
Zum Hoffest in Bohsdorf konnte der Verein zahlreiche Gäste und den Sohn des Dichters begrüßen
Bohsdorf. Über ein volles Haus und einen noch volleren Hof und Garten konnte sich am Sonntag der Erwin-Strittmatter-Verein in Bohsdorf freuen. Zum ersten Mal hatte der Verein mit seiner Tradition gebrochen und das Hoffest am Bohsdorfer „Laden“ nicht im August zum Geburtstag des Dichters, sondern an diesem ersten Juniwochenende organisiert. Es sollte eine gute Wahl sein – denn ein herrlich sonniges Ausflugswetter und natürlich das hochkarätige Programm lockte mehrere Hundert Gäste an.
So auch das Cottbuser Ehepaar Heidrun und Eckhard Rentzsch. „Wir kommen immer wieder gern in Strittmatters Laden. Aber heute ist es besonders schön“, lobten die beiden das Bohsdorfer Fest. Schauspielerin Carmen-Maja Antoni – die in der verfilmten „Laden“-Trilogie die Anderthalbmeter-Großmutter dargestellt hat – stellte im Hofgarten ihre Biografie „Im Leben gibt es keine Proben“ vor.
Familie Rentzsch hat das Programm zwar schon in Cottbus einmal besucht. „Aber hier unter dem freien Himmel und mitten in der Natur war diese Lesung gleich noch mal etwas ganz anderes“, sagt Eckhard Rentzsch.
Der Strittmatter-Verein hatte an diesem Nachmittag gleich zwei Neuerungen in petto. Zum einen wurde die neue Ochsenkutscher-Sammlung von Alfred Krechlock offiziell eingeweiht. Der Sammler hatte sein eigenes kleines Museum aus Altersgründen kürzlich aufgegeben und die bäuerlichen Gerätschaften – wie sie ja auch in Strittmatters Roman „Ochsenkutscher“ beschrieben werden – an den Bohsdorfer Verein übergeben. Zum anderen erlebte die sanierte Scheune des Vierseithofes ihre Premiere als „Tagungsort“. Ein Ideen-Workshop der „Lausitziale“-Veranstalter fand zeitgleich in den neuen, schicken Räumen statt.
Zugleich werden in der Scheune Schülerarbeiten aus dem Holzland-Gymnasium im thüringischen Hermsdorf gezeigt. Unter der Leitung ihres Lehrers Dr. Ulrich Kaufmann hatten die Schüler sich im Jahr 2012 zum 100. Geburtstag von Strittmatter zu verschiedenen Themen über den Dichter auseinandergesetzt. Die Resultate sind noch in den nächsten Monaten in Bohsdorf zu sehen.
Prominenter Gast des „Laden“-Hoffestes war Knut Strittmatter, Sohn des Dichters. Er freute sich üer den Erfolg des Festes und sagte: „Mein Vater war eigentlich nicht für die Vereinsmeierei. Aber diese herzliche Art der Ehrung, die vor allem sein Werk in Erinnerung hält, hätte ihn sicher sehr gerührt“. Catrin Würz

Strittmatter liest … Ein Film der FernUniversität in Hagen

Erwin Strittmatter, der bekannte Schriftsteller, liest selber aus seinem autobiographischen Roman „Der Laden“ in dem er seine Erfahrungen als Halbsorbe in der Niederlausitz der 20er Jahre verarbeitet hat.

Strittmatter liest …

Kurzbeschreibung:

Der Beitrag war ergänzendes Studienmaterial zum Kurs „Die Durchsetzung von Nationalsprachen in Europa II”.

Der zweiteilige Film stellt die Erfahrungen eines Minderheitenangehörigen aus der Sicht eines Betroffenen dar. Erwin Strittmatter, der bekannte Schriftsteller, liest selber aus seinem autobiographischen Roman „Der Laden“, in dem er seine Erfahrungen als Halbsorbe in der Niederlausitz der 20er Jahre verarbeitet hat. Die im Film verwandten Textpassagen geben Auskunft über die Überanpassung der Minderheit an die Mehrheit und zeigen die Funktion von Sprache im Rahmen von Ausgrenzungs- und Eingrenzungsprozessen auf. Darüber hinaus macht der Film deutlich, daß Minderheiten ihrerseits ebenfalls zu Diskriminierungen in der Lage sind. Die subjektiven Aussagen des Schriftstellers sind auf generelle Erfahrungen von Minderheitenangehörigen übertragbar.

Für weitere Auskünfte und technische Fragen wenden Sie sich bitte an: helpdesk@fernuni-hagen.de

Signatur: 76739
Fakultät: Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaft
Fachrichtung: Erziehungswissenschaft
Länge: 41 min
Jahr: 1992

Quelle: FernUniversität in Hagen  www.fernuni-hagen.de

Unser Hoffest 2014

Es ist Sonntag, bestes Wetter, vor dem Laden Fahrräder über Fahrräder, auf der Bohsdorfer Dorfstraße reiht sich Auto an Auto – wir feiern wieder Hoffest bei den Strittmatters.
Am Nachmittag sitzt die Anderthalbmeter-Großmutter, alias Carmen-Maja Antoni, am alten Küchentisch der Strittmatters im Garten und liest aus dem Roman „Der Ochsenkutscher“. Rund 150 Zuschauer warteten dann gespannt auf die Vorstellung der Biografie der Antoni und wurden nicht enttäuscht. Es gab viel zu lachen und reichlich Applaus. Die mitgebrachten Bücher reichten bei Weitem nicht aus, um alle Kaufinteressenten zufrieden zu stellen.
Am Kindertag wurde besonders an die Kleinen gedacht – ob Reiten mit Pony Pedro, Hüpfburg, Glücksrad oder Kinderschminken – alles fand großen Anklang. Es gab auch wieder Interessantes zu besichtigen – die neue Ochsenkutscherausstellung, in der Scheune die Fotoausstellung und natürlich auch unser Laden. Ansonsten ließ man es sich gut gehen – bei vielen Gesprächen mit Gleichgesinnten, bei Musik und gutem Essen.Ein gelungenes Fest, das bestätigte uns auch Sohn Knut Strittmatter.
Viele unserer Gäste freuen sich schon auf 2015, auf unser nächstes Hoffest

Heidemarlen Polzin

 

Veranstaltung des Erwin-Strittmatter-Vereins am 31. Mai

Der seit 1980 freiberufliche Musiker, Komponist und Autor war Thomasschüler in Leipzig, erlernte Gitarrespielen und war 1978 Mitbegründer der Folklegende „Wacholder“. Am Konservatorium in Cottbus studierte er Gesang und Kontrabass.
Der zuletzt auch durch seinen Heinrich-Heine-Abend „Mein Deutschland trank sich einen Zopf“ bekannte Kokott hat ausgewählte Eva Strittmatters in Musik gekleidet und setzt sie neben Prosatexte und Auszüge aus den 2012 im Aufbau Verlag veröffentlichten Tagebüchern von Erwin Strittmatter. Sucht so die unsichtbaren Fäden aufzuspüren, die womöglich von einzelnen Tagebuchnotizen zu Gedichten oder Briefgedanken führen. Und umgekehrt.
Woraus entsteht Zunderholz und was sorgt für die Funken?

Die Veranstaltung findet am Samstag, dem 31. Mai, um 17 Uhr im Festsaal des Spremberger Schlosses statt. Karten zum Preis von 6 € und 3 € für Mitglieder des Vereins sind vor der Veranstaltung erhältlich.
Reservierungen unter 035698 221 oder bohsdorf@strittmatter-verein.de

Jokostra hat ebenfalls Ehrung verdient

Der Strittmatter-Verein arbeitet die Freund-Feind-Beziehung zwischen beiden Dichtern auf Spremberg hat neben Erwin Strittmatter noch einen zweiten Schriftsteller mit einem respektablen Werk vorzuweisen.

Auch Peter Jokostra (1912-2007) gehöre zum literarischen Erbe der Stadt und habe eine Ehrung und Anerkennung verdient. Zu dieser klaren Einschätzung gelangt der Strittmatter-Verein Bohsdorf, nachdem man sich dort jetzt intensiv mit der jahrelangen Freund-Feind-Beziehung zwischen den Dichtern befasst hat.

Von Catrin Würz

Spremberg. Knallhart ist die Debatte um die Militärvergangenheit Erwin Strittmatters und sein Schweigen über diese Zeit bis vor zwei Jahren auch in Spremberg geführt worden. Da war es eher eine Erscheinung am Rande, dass bei den Nachforschungen plötzlich auch der Name des aus Spremberg stammenden – aber hier weitgehend verschwiegenen – Schriftstellers Peter Jokostra auftauchte. Der Lyriker und Autor, Sohn eines Spremberger Apothekers, ist im gleichen Jahr wie Strittmatter als Heinrich Ernst Knolle geboren. Er hätte also 2012 ebenfalls den 100. Geburtstag gefeiert. Er schloss mit Strittmatter kurz nach dem Krieg eine Freundschaft, die später nach seiner Flucht in den Westen in eine offene, tiefe Feindschaft umschlug. Beide Schriftsteller bauten den jeweils anderen in ihre literarischen Arbeiten ein – ein Umstand, dem nun der Bohsdorfer Strittmatter-Verein auf den Grund ging. Erste Ergebnisse legten die Vereinsvorsitzende Renate Brucke und Matthias Stark aus Stolpen am Wochenende vor einer zahlreich erschienenen und hoch interessierten Zuhörerschar vor.
Strittmatter und Jokostra eint eine Reihe von Gemeinsamkeiten – aber auch viele Unterschiede, erklärte Renate Brucke. Beide besuchten das Realgymnasium in Spremberg, kamen auf Umwegen zur Dichtung und liebten die Natur. Die Unterschiede sind jedoch gravierend. Während sich Erwin Strittmatter mit seiner Literatur bald dem Aufbau des neuen Staates widmet und konform mit der offiziellen DDR-Kulturpolitik geht, beginnt sich Peter Jokostra ab Mitte der 50er-Jahre davon zu distanzieren. Nach der Publikation seines Gedichtbandes „An der besonnten Mauer“ wurde er in der DDR als „dekadenter Autor” eingestuft. Im Jahr 1958 flüchtete er in die Bundesrepublik, wo er ab 1962 als freier Schriftsteller arbeitete. Seine Werke sind geprägt von einer recht komplizierten und poetisch-verschlüsselten Weltbetrachtung. Er veröffentlichte vier Romane, fünf Gedichtbände und einen autobiografischen Text, in dem er auch mehrfach zornig über Strittmatter als „Zonenfunktionär und den Nationalpreisträger“ schrieb. Ein großer literarischer Durchbruch blieb Jokostra allerdings verwehrt. Vom Westen aus beobachtete er verbittert den literarischen Erfolg Strittmatters. Durch persönliche Intervention verhinderte er beim S. Fischer-Verlag, dass Strittmatters „Wundertäter“ auch im Westen herauskam.
„Wie es auch sei und welche Dichterwerke man mehr mag: Es ist festzustellen, dass Spremberg zwei bedeutsame Schriftsteller hervorgebracht hat“, ist das Fazit von Renate Brucke. Denkbar wäre es, mal eine Straße in Spremberg nach Jokostra zu benennen.
Dieser ersten Annäherung des Vereins an den Strittmatter-Widersacher könnten weitere folgen, so Brucke. Stadtverordnete Ilona Schulz (Linke) stellte bereits eine in Aussicht. Im nächsten Spremberger Heimatkalender wird es eine Abhandlung über Leben und Werk Jokostras geben.

Literaturcafé - Erwin-Strittmatter-Verein   Literaturcafé - Erwin-Strittmatter-Verein

Nebeneinander – Kommentar – Catrin Würz

Damit es die Strittmatter-Fans in Spremberg nicht falsch verstehen: Der Bohsdorfer Verein wechselt nicht mit wehenden Fahnen die Fronten, wenn er sagt: Ja, auch Jokostra ist ein anerkennenswerter Dichter und der Ehre wert. Auch, wenn es zwischen den beiden gleichaltrigen Schriftstellern einen tiefen Graben ideologischer, vielleicht sogar menschlicher Art gab und sie literarische Widersacher waren. Es geht nicht darum, die beiden Künstler gegeneinander aufzuwiegen – das ist nicht möglich. Sondern es geht darum, dass in Spremberg jeder seinen Platz bekommen soll. Das will die Veranstaltung des Strittmatter-Vereins ausdrücken. Mehr nicht. Für Spremberg sind zwei Dichter und eine so interessante Verstrickung auf jeden Fall ein Gewinn.