Anlässlich des Erscheinens des 2. Bandes der Erwin Strittmatter-Tagebücher liest Günther Preuße am 12.10.2014 / 11.00 Uhr in Dollgow und lädt herzlich dazu ein.
Hier der Flyer zu dieser Veranstaltung.
Renate Brucke
Erwin Strittmatter, der bekannte Schriftsteller, liest selber aus seinem autobiographischen Roman „Der Laden“ in dem er seine Erfahrungen als Halbsorbe in der Niederlausitz der 20er Jahre verarbeitet hat.
Kurzbeschreibung:
Der Beitrag war ergänzendes Studienmaterial zum Kurs „Die Durchsetzung von Nationalsprachen in Europa II”.
Der zweiteilige Film stellt die Erfahrungen eines Minderheitenangehörigen aus der Sicht eines Betroffenen dar. Erwin Strittmatter, der bekannte Schriftsteller, liest selber aus seinem autobiographischen Roman „Der Laden“, in dem er seine Erfahrungen als Halbsorbe in der Niederlausitz der 20er Jahre verarbeitet hat. Die im Film verwandten Textpassagen geben Auskunft über die Überanpassung der Minderheit an die Mehrheit und zeigen die Funktion von Sprache im Rahmen von Ausgrenzungs- und Eingrenzungsprozessen auf. Darüber hinaus macht der Film deutlich, daß Minderheiten ihrerseits ebenfalls zu Diskriminierungen in der Lage sind. Die subjektiven Aussagen des Schriftstellers sind auf generelle Erfahrungen von Minderheitenangehörigen übertragbar.
Für weitere Auskünfte und technische Fragen wenden Sie sich bitte an: helpdesk@fernuni-hagen.de
Signatur: 76739
Fakultät: Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaft
Fachrichtung: Erziehungswissenschaft
Länge: 41 min
Jahr: 1992
Quelle: FernUniversität in Hagen www.fernuni-hagen.de
Heidemarlen Polzin
Unter fachkundiger Anleitung von Dr. Ulrich Kaufmann beschäftigten sich 2012 Schüler des HOLZLAND-GYMNASIUMS in Hermsdorf/ Thüringen anlässlich des 100. Geburtstages mit Erwin Strittmatters Leben und ausgewählten Werken. Es entstanden eindrucksvolle Arbeiten, so das Modell des Ladens oder Übersichten zur Biografie bzw. einzelnen Werken.
Die Veranstaltung findet am Samstag, dem 31. Mai, um 17 Uhr im Festsaal des Spremberger Schlosses statt. Karten zum Preis von 6 € und 3 € für Mitglieder des Vereins sind vor der Veranstaltung erhältlich.
Reservierungen unter 035698 221 oder bohsdorf@strittmatter-verein.de
Der Strittmatter-Verein arbeitet die Freund-Feind-Beziehung zwischen beiden Dichtern auf Spremberg hat neben Erwin Strittmatter noch einen zweiten Schriftsteller mit einem respektablen Werk vorzuweisen.
Auch Peter Jokostra (1912-2007) gehöre zum literarischen Erbe der Stadt und habe eine Ehrung und Anerkennung verdient. Zu dieser klaren Einschätzung gelangt der Strittmatter-Verein Bohsdorf, nachdem man sich dort jetzt intensiv mit der jahrelangen Freund-Feind-Beziehung zwischen den Dichtern befasst hat.
Von Catrin Würz
Spremberg. Knallhart ist die Debatte um die Militärvergangenheit Erwin Strittmatters und sein Schweigen über diese Zeit bis vor zwei Jahren auch in Spremberg geführt worden. Da war es eher eine Erscheinung am Rande, dass bei den Nachforschungen plötzlich auch der Name des aus Spremberg stammenden – aber hier weitgehend verschwiegenen – Schriftstellers Peter Jokostra auftauchte. Der Lyriker und Autor, Sohn eines Spremberger Apothekers, ist im gleichen Jahr wie Strittmatter als Heinrich Ernst Knolle geboren. Er hätte also 2012 ebenfalls den 100. Geburtstag gefeiert. Er schloss mit Strittmatter kurz nach dem Krieg eine Freundschaft, die später nach seiner Flucht in den Westen in eine offene, tiefe Feindschaft umschlug. Beide Schriftsteller bauten den jeweils anderen in ihre literarischen Arbeiten ein – ein Umstand, dem nun der Bohsdorfer Strittmatter-Verein auf den Grund ging. Erste Ergebnisse legten die Vereinsvorsitzende Renate Brucke und Matthias Stark aus Stolpen am Wochenende vor einer zahlreich erschienenen und hoch interessierten Zuhörerschar vor.
Strittmatter und Jokostra eint eine Reihe von Gemeinsamkeiten – aber auch viele Unterschiede, erklärte Renate Brucke. Beide besuchten das Realgymnasium in Spremberg, kamen auf Umwegen zur Dichtung und liebten die Natur. Die Unterschiede sind jedoch gravierend. Während sich Erwin Strittmatter mit seiner Literatur bald dem Aufbau des neuen Staates widmet und konform mit der offiziellen DDR-Kulturpolitik geht, beginnt sich Peter Jokostra ab Mitte der 50er-Jahre davon zu distanzieren. Nach der Publikation seines Gedichtbandes „An der besonnten Mauer“ wurde er in der DDR als „dekadenter Autor” eingestuft. Im Jahr 1958 flüchtete er in die Bundesrepublik, wo er ab 1962 als freier Schriftsteller arbeitete. Seine Werke sind geprägt von einer recht komplizierten und poetisch-verschlüsselten Weltbetrachtung. Er veröffentlichte vier Romane, fünf Gedichtbände und einen autobiografischen Text, in dem er auch mehrfach zornig über Strittmatter als „Zonenfunktionär und den Nationalpreisträger“ schrieb. Ein großer literarischer Durchbruch blieb Jokostra allerdings verwehrt. Vom Westen aus beobachtete er verbittert den literarischen Erfolg Strittmatters. Durch persönliche Intervention verhinderte er beim S. Fischer-Verlag, dass Strittmatters „Wundertäter“ auch im Westen herauskam.
„Wie es auch sei und welche Dichterwerke man mehr mag: Es ist festzustellen, dass Spremberg zwei bedeutsame Schriftsteller hervorgebracht hat“, ist das Fazit von Renate Brucke. Denkbar wäre es, mal eine Straße in Spremberg nach Jokostra zu benennen.
Dieser ersten Annäherung des Vereins an den Strittmatter-Widersacher könnten weitere folgen, so Brucke. Stadtverordnete Ilona Schulz (Linke) stellte bereits eine in Aussicht. Im nächsten Spremberger Heimatkalender wird es eine Abhandlung über Leben und Werk Jokostras geben.
Nebeneinander – Kommentar – Catrin Würz
Damit es die Strittmatter-Fans in Spremberg nicht falsch verstehen: Der Bohsdorfer Verein wechselt nicht mit wehenden Fahnen die Fronten, wenn er sagt: Ja, auch Jokostra ist ein anerkennenswerter Dichter und der Ehre wert. Auch, wenn es zwischen den beiden gleichaltrigen Schriftstellern einen tiefen Graben ideologischer, vielleicht sogar menschlicher Art gab und sie literarische Widersacher waren. Es geht nicht darum, die beiden Künstler gegeneinander aufzuwiegen – das ist nicht möglich. Sondern es geht darum, dass in Spremberg jeder seinen Platz bekommen soll. Das will die Veranstaltung des Strittmatter-Vereins ausdrücken. Mehr nicht. Für Spremberg sind zwei Dichter und eine so interessante Verstrickung auf jeden Fall ein Gewinn.