Ochsenkutscher-Museum zieht um
Die Sammlung aus Jerischke geht auf Reisen zu Strittmatters „Laden“ in Bohsdorf
Bohsdorf/Jerischke Alte hölzerne Leiterwagen, Ochsengeschirr, bäuerliches Gerät und sogar eine Kuh aus Plastik – ein ganzes Museum ist am Dienstag von Jerischke aus ins 15 Kilometer entfernt gelegene Bohsdorf umgezogen. Im „Laden“ des Erwin-Strittmatter-Vereins soll die „Ochsenkutscher“-Sammlung der Familie Krechlock einen neuen würdigen Platz bekommen.
Ein wenig wehmütig schaut Alfred Krechlock dem voll beladenen Abschleppwagen und dem Transporter mit dem Anhänger hinterher. Auf den beiden Fahrzeugen rollen zahllose alte Gerätschaften, Erinnerungs- und Sammlerstücke davon. „Das meiste habe ich in den vergangenen 30 Jahren zusammengetragen“, erzählt der 79-Jährige.
Mit viel Herzblut hatten er und seine Frau Carla ein richtiges kleines Privatmuseum rund um den einstigen Beruf des Ochsenkutschers und über die Landwirtschaft vor der Technisierung aufgebaut. Das kam nicht von ungefähr: Denn nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Alfred Krechlock bei einem Großbauern im Kreis Luckau selbst sein Brot als Ochsenkutscher verdient. „Und im Roman von Strittmatter ist dieses bäuerliche Leben so lebendig und treffend beschrieben, das hat mich beeindruckt und motiviert, ebenfalls darüber etwas zu erzählen“, sagt er.
2006 eröffneten die Krechlocks mithilfe von europäischen Fördergeldern ihr kleines Ochsenkutscher-Museum, das direkt am Fürst-Pückler-Radwanderweg gelegen war. Mehrere Hundert Besucher schauten sich zuletzt alljährlich auf dem kleinen Anwesen mit dem 300 Jahre alten, denkmalgeschützten Schrotholz-Bauernhaus um. Doch aus Alters- und Gesundheitsgründen muss das Ehepaar, das in Cottbus lebt, den öffentlichen Museumsbetrieb jetzt aufgeben und bot dem Bohsdorfer Erwin-Strittmatter-Verein die komplette Sammlung als Schenkung an. „Unsere Entscheidung war schnell klar: Das passt zu uns“, sagte die Bohsdorfer Vereinsvorsitzende Renate Brucke. Schließlich hatte Strittmatter seinen ersten Roman „Ochsenkutscher“ im Jahr 1950 noch in der elterlichen Backstube in Bohsdorf verfasst, wo jetzt der Verein seit vielen Jahren das kleine Museum „Der Laden“ betreibt. „Die Ochsenkutscher-Exponate aus Jerischke kehren damit irgendwie auch an den Ursprung des Romans zurück“, so Renate Brucke. Inzwischen gibt es in Bohsdorf auch schon einen Platz, wo die Sammlung neu aufgebaut werden soll. In den vergangenen Monaten hat der Verein Stall und Scheune des Strittmatterschen Bauerngehöfts innen saniert und zu einem Veranstaltungsraum umgebaut. „In diesem Raum wollen wir mit Ausstellungsstücken aus Jerischke den Roman „Ochsenkutscher“ in den Mittelpunkt rücken“, sagt Renate Brucke.
Am gestrigen Dienstag wurden deshalb die freiwilligen Helfer zusammengetrommelt, um beim Umzug von einem ins andere Museum zu helfen. Die großen Leiterwagen und die lebensgroße Kuh aus Kunststoff nahm ein Fahrzeug des Döberner Autoservice Prohaska huckepack. Viele kleinere Exponate rollten dagegen auf einem Autohänger mit. „Oh je, das sind so viele Stücke: Jetzt müssen wir erstmal schauen, wie wir das bei uns ansprechend präsentieren können“, so die Vereinsvorsitzende.